Entwicklung und Pilotierung eines naturwissenschaftlichen Begabungstests für den Elementarbereich. "Ich glaub', ich denk jetzt einfach mal!"
Schäfers MS (2023)
Bielefeld: Universität Bielefeld.
Bielefelder E-Dissertation | Deutsch
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Abstract / Bemerkung
Seit dem PISA-Schock 2000 (Anders & Roßbach, 2013; Gold & Dubowy, 2013; Seyda, 2009) hat sich das Aufgabenfeld der Kindertageseinrichtungen in Deutschland deutlich geändert: im Fokus stehen nun nicht ausschließlich die Betreuung und Erziehung von Kindern, sondern ebenso die frühkindliche Bildung und Förderung vorschulischer Kompetenzen (MSB & MKFFI, 2018). Dabei kann im Bereich der naturwissenschaftlichen Bildung eine frühe Förderung der domänenspezifischen Kompetenzen langfristige Auswirkungen auf die spätere Schulleistung haben (u.a. Anders et al., 2018; Claessens & Engels, 2013; Evanschitzky, Lohr & Hille, 2008; Morgan et al., 2016; Saçkes, 2013) und auch die sozialen Kompetenzen der Kinder (Lehmann, Rademacher & Müller, 2016; Windt, 2011) positiv beeinflussen. Um für die Kinder Lerngelegenheiten im Sinne des scientific literacy-Ansatzes (Steffensky et al., 2012) zu initiieren, die in der Auseinandersetzung mit dem naturwissenschaftlichen Phänomen anschlussfähiges Wissen hervorbringen (Leuchter & Saalbach, 2014), muss die Förderung an die bereits vorhandenen individuellen Kompetenzen der Kinder anknüpfen (Carey, 2000). Zur Feststellung naturwissenschaftlicher Kompetenzen bestehen zwar Testinstrumente, wie z.B. die TIMSS (Martin & Mullis, 2012; Martin et al., 2012; Mullis et al., 2009), das Testinstrument Science-P (Hardy et al., 2010; Koerber et al., 2015; Mayer, 2012; Mayer et al., 2014) und der Kompetenztest zur naturwissenschaftlichen Erkenntnisgewinnung (Grube, 2010), jedoch werden diese ausschließlich in der Primarstufe oder Sekundarstufe I eingesetzt und umfassen somit nicht den Elementarbereich. Für diesen gibt es lediglich Instrumente, die einzelne Teilbereiche der naturwissenschaftlichen Bildung herausgreifen, allerdings kein umfassendes Messinstrument abbilden, was ein systematisches Literaturreview hervorbrachte (Manuskript I).
Um dieses Forschungsdesiderat zu bearbeiten, wurde somit im Rahmen der vorliegenden Dissertation das Projekt „Kleine BegInNa – Kleine begabt in Naturwissenschaften“ gegründet (Manuskript II), in welchem im Sinne des methodologischen Forschungsansatz des Design-based Research (Reinmann, 2005; Reinmann, 2022; Schäfers & Wegner, 2021d; Schmiedebach & Wegner, 2021; Shavelson et al., 2003) ein naturwissenschaftlicher Begabungstest (Manuskript III) mit begleitendem Beobachtungsbogen (Manuskript IV) entwickelt, in mehreren Forschungszyklen evaluiert (N = 247 Kinder) und hinsichtlich der klassischen Gütekriterien empirischer Sozialforschung untersucht wurde (Manuskript V, VI und VII). Die Daten des aufgrund der Erfahrungen aus dem ersten Beurteilungszyklus des naturwissenschaftlichen Begabungstests entwickelten Beobachtungsbogens wurden darüber hinaus im Sinne einer Mixed-Methods-Studie hinsichtlich typischer Verhaltensmuster unterschiedlicher Kinder untersucht (Manuskript VIII). Dieser Beobachtungsbogen stellte vor allem die Mimik, Gestik, Körperhaltung und Interaktion sowie die Engagiertheit und das Emotionale Wohlbefinden nach Vandenbussche und Laevers (2009) in den Forschungsfokus.
Die Analyse der Güte des naturwissenschaftlichen Begabungstests brachte hervor, dass es sich um ein objektives, reliables und valides Testinstrument zu handeln scheint (Manuskript V und VI). Obwohl fünf unterschiedliche Konstrukte, die gemeinsam die relevanten Kompetenzen in Bezug auf die Naturwissenschaften abbildeten, einbezogen wurden, konnte durch die explorativen Faktorenanalysen (Manuskript VI und VII) lediglich ein Faktor ausgemacht werden, der durch die Aufgaben erhoben wurde. Dies kann die naturwissenschaftliche Begabung als übergeordneter Faktor sein, muss jedoch in weiteren Forschungszyklen überprüft werden. Die Analyse der Beobachtungsbögen zeigte, dass sich insgesamt 13 Verhaltenstypen im Umgang mit naturwissenschaftlichen Fragestellungen und Phänomenen charakterisieren lassen, die sich durch spezielle Verhaltensmuster beschreiben ließen (Manuskript VIII). Eine Übertragung der Typenlehre auf andere Stichproben muss aufgrund der speziellen Erhebungssituation und der ausgewählten Experimente und Aufgaben jedoch noch überprüft werden, was im Sinne des DBR in einem weiteren Forschungszyklus erfolgen kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Implementation des Projekts in die Forschungslandschaft zur naturwissenschaftlichen Bildung und Förderung im Elementarbereich als erfolgreich betrachtet werden kann. Durch die Zusammenarbeit mit Expert:innen und unterschiedlichen Akteur:innen aus Theorie und Praxis konnte die Durchführung sowie Evaluation des Vorhabens durchgehend aus unterschiedlichen Perspektiven begleitet und reflektiert werden, was maßgeblich zur erfolgreichen Pilotierung des naturwissenschaftlichen Begabungstests beitrug. Die Ergebnisse geben Anlass zu der Vermutung, dass das erste Ziel des Projekts, nämlich die Entwicklung und Pilotierung des naturwissenschaftlichen Begabungstests, sinnvoll und gewinnbringend ist und in dem Forschungskontext weiterverfolgt werden sollte. Darüber hinaus ist denkbar, dass ähnliche Vorhaben sowohl auf den naturwissenschaftlichen Bereich, interdisziplinär als auch auf andere Disziplinen übertragbar sind. Es gilt dabei jedoch zu beachten, dass die Pilotierung nicht als abgeschlossenes und finales Ziel angesehen werden darf, auf welches ohne weitere Beurteilungszyklen aufgebaut werden kann. Eine konsequente zyklische Überprüfung und Weiterentwicklung macht Forschung im Sinne des DBR aus, was auch in dem Projekt „Kleine BegInNa“ umgesetzt werden soll.
Um dieses Forschungsdesiderat zu bearbeiten, wurde somit im Rahmen der vorliegenden Dissertation das Projekt „Kleine BegInNa – Kleine begabt in Naturwissenschaften“ gegründet (Manuskript II), in welchem im Sinne des methodologischen Forschungsansatz des Design-based Research (Reinmann, 2005; Reinmann, 2022; Schäfers & Wegner, 2021d; Schmiedebach & Wegner, 2021; Shavelson et al., 2003) ein naturwissenschaftlicher Begabungstest (Manuskript III) mit begleitendem Beobachtungsbogen (Manuskript IV) entwickelt, in mehreren Forschungszyklen evaluiert (N = 247 Kinder) und hinsichtlich der klassischen Gütekriterien empirischer Sozialforschung untersucht wurde (Manuskript V, VI und VII). Die Daten des aufgrund der Erfahrungen aus dem ersten Beurteilungszyklus des naturwissenschaftlichen Begabungstests entwickelten Beobachtungsbogens wurden darüber hinaus im Sinne einer Mixed-Methods-Studie hinsichtlich typischer Verhaltensmuster unterschiedlicher Kinder untersucht (Manuskript VIII). Dieser Beobachtungsbogen stellte vor allem die Mimik, Gestik, Körperhaltung und Interaktion sowie die Engagiertheit und das Emotionale Wohlbefinden nach Vandenbussche und Laevers (2009) in den Forschungsfokus.
Die Analyse der Güte des naturwissenschaftlichen Begabungstests brachte hervor, dass es sich um ein objektives, reliables und valides Testinstrument zu handeln scheint (Manuskript V und VI). Obwohl fünf unterschiedliche Konstrukte, die gemeinsam die relevanten Kompetenzen in Bezug auf die Naturwissenschaften abbildeten, einbezogen wurden, konnte durch die explorativen Faktorenanalysen (Manuskript VI und VII) lediglich ein Faktor ausgemacht werden, der durch die Aufgaben erhoben wurde. Dies kann die naturwissenschaftliche Begabung als übergeordneter Faktor sein, muss jedoch in weiteren Forschungszyklen überprüft werden. Die Analyse der Beobachtungsbögen zeigte, dass sich insgesamt 13 Verhaltenstypen im Umgang mit naturwissenschaftlichen Fragestellungen und Phänomenen charakterisieren lassen, die sich durch spezielle Verhaltensmuster beschreiben ließen (Manuskript VIII). Eine Übertragung der Typenlehre auf andere Stichproben muss aufgrund der speziellen Erhebungssituation und der ausgewählten Experimente und Aufgaben jedoch noch überprüft werden, was im Sinne des DBR in einem weiteren Forschungszyklus erfolgen kann.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Implementation des Projekts in die Forschungslandschaft zur naturwissenschaftlichen Bildung und Förderung im Elementarbereich als erfolgreich betrachtet werden kann. Durch die Zusammenarbeit mit Expert:innen und unterschiedlichen Akteur:innen aus Theorie und Praxis konnte die Durchführung sowie Evaluation des Vorhabens durchgehend aus unterschiedlichen Perspektiven begleitet und reflektiert werden, was maßgeblich zur erfolgreichen Pilotierung des naturwissenschaftlichen Begabungstests beitrug. Die Ergebnisse geben Anlass zu der Vermutung, dass das erste Ziel des Projekts, nämlich die Entwicklung und Pilotierung des naturwissenschaftlichen Begabungstests, sinnvoll und gewinnbringend ist und in dem Forschungskontext weiterverfolgt werden sollte. Darüber hinaus ist denkbar, dass ähnliche Vorhaben sowohl auf den naturwissenschaftlichen Bereich, interdisziplinär als auch auf andere Disziplinen übertragbar sind. Es gilt dabei jedoch zu beachten, dass die Pilotierung nicht als abgeschlossenes und finales Ziel angesehen werden darf, auf welches ohne weitere Beurteilungszyklen aufgebaut werden kann. Eine konsequente zyklische Überprüfung und Weiterentwicklung macht Forschung im Sinne des DBR aus, was auch in dem Projekt „Kleine BegInNa“ umgesetzt werden soll.
Jahr
2023
Seite(n)
184
Urheberrecht / Lizenzen
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2983790
Zitieren
Schäfers MS. Entwicklung und Pilotierung eines naturwissenschaftlichen Begabungstests für den Elementarbereich. "Ich glaub', ich denk jetzt einfach mal!". Bielefeld: Universität Bielefeld; 2023.
Schäfers, M. S. (2023). Entwicklung und Pilotierung eines naturwissenschaftlichen Begabungstests für den Elementarbereich. "Ich glaub', ich denk jetzt einfach mal!". Bielefeld: Universität Bielefeld. https://doi.org/10.4119/unibi/2983790
Schäfers, Maria Sophie. 2023. Entwicklung und Pilotierung eines naturwissenschaftlichen Begabungstests für den Elementarbereich. "Ich glaub', ich denk jetzt einfach mal!". Bielefeld: Universität Bielefeld.
Schäfers, M. S. (2023). Entwicklung und Pilotierung eines naturwissenschaftlichen Begabungstests für den Elementarbereich. "Ich glaub', ich denk jetzt einfach mal!". Bielefeld: Universität Bielefeld.
Schäfers, M.S., 2023. Entwicklung und Pilotierung eines naturwissenschaftlichen Begabungstests für den Elementarbereich. "Ich glaub', ich denk jetzt einfach mal!", Bielefeld: Universität Bielefeld.
M.S. Schäfers, Entwicklung und Pilotierung eines naturwissenschaftlichen Begabungstests für den Elementarbereich. "Ich glaub', ich denk jetzt einfach mal!", Bielefeld: Universität Bielefeld, 2023.
Schäfers, M.S.: Entwicklung und Pilotierung eines naturwissenschaftlichen Begabungstests für den Elementarbereich. "Ich glaub', ich denk jetzt einfach mal!". Universität Bielefeld, Bielefeld (2023).
Schäfers, Maria Sophie. Entwicklung und Pilotierung eines naturwissenschaftlichen Begabungstests für den Elementarbereich. "Ich glaub', ich denk jetzt einfach mal!". Bielefeld: Universität Bielefeld, 2023.
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