Effekte unterschiedlicher Bezugsrahmen auf die Selbstkonzeptgenese
Streblow L (2002)
Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Bielefelder E-Dissertation | Deutsch
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Autor*in
Gutachter*in / Betreuer*in
Schiefele, Ulrich
Abstract / Bemerkung
Auf der Suche nach möglichen Faktoren, die die Genese des akademischen Selbstkonzepts beeinflussen, wurde die Bedeutung von sozialen Vergleichen nach Leistungsrückmeldungen auf das akademische Selbstkonzept vielfach belegt (z.B. Helmke, 1992; Wagner, 1999). Nicht erklärbar ist mit Hilfe dieses Faktors allerdings die Beobachtung, dass Schüler einer Klasse trotz identischem Abschneiden im sozialen Vergleich unterschiedliche Fähigkeitsselbstkonzepte entwickeln können. So zeigt sich, dass trotz hoher positiver Korrelationen zwischen den Leistungen in diesen beiden Bereichen die fachspezifischen Selbstkonzepte in der mathematischen und der verbalen Domäne linear weitgehend unabhängig sind (z.B. Marsh & Yeung, 1998). Marsh (1986) versucht, diesen Befund über das Zusammenspiel internaler (intraindividueller) und externaler (interindividueller) Vergleichsprozesse zu erklären. Im "Internal/External-Frame-of-Reference"-Modell (I/E-Modell) beschreibt Marsh mit dimensionalen Vergleichen (ein Schüler vergleicht seine Leistung in einer Domäne mit der eigenen Leistung in einer anderen Domäne) ergänzend zu sozialen Vergleichen einen Prozess, der eine plausible Erklärung für die fehlende Korrelation der Selbstkonzepte darstellt. Er postuliert im I/E-Modell, dass soziale Vergleiche - bedingt durch die positiven Korrelationen zwischen den Leistungsindikatoren in der mathematischen und der sprachlichen Domäne - zu positiven Korrelationen zwischen den entsprechenden fachspezifischen Selbstkonzepten führen. Dimensionale Vergleiche hingegen lösen einen entgegengesetzten Effekt aus und senken die Korrelationen zwischen den Selbstkonzepten.
In der vorliegenden Arbeit wurden unterschiedliche Fragestellungen zur Prüfung der Bedeutung des internalen dimensionalen Bezugsrahmens im akademischen Kontext verfolgt. Erstens sollte die Gültigkeit des I/E-Modells für die Fächerkombination Deutsch, Englisch, Mathematik und Physik geprüft werden. Zweitens sollten mögliche Effekte dimensionaler Vergleiche zwischen akademischen Fächern und dem nicht-akademischen Fach Sport untersucht werden, und drittens galt es zu klären, ob das typische I/E-Muster auch die Zusammenhänge zwischen Leistung und fachspezifischen Ängsten beschreibt. Bei der zweiten Studie dieser Arbeit handelt es sich um ein Experiment, im Rahmen dessen in einer kontrollierten Leistungssituation die verschiedenen Bezugsrahmen manipuliert wurden, um die unterschiedlichen Effekte dimensionaler und sozialer Vergleiche direkt prüfen zu können.
Das klassische I/E-Modell wurde auf vier Fächer erweitert, um die Bedeutung unterschiedlicher Bezugsrahmen für die Fächer Deutsch, Englisch, Mathematik und Physik zu betrachten. Durch die Kombination dieser Fächer war es möglich zu prüfen, ob die von Marsh postulierten Kontrasteffekte auch zwischen unterschiedlichen Fächern aus einer Domäne zu beobachten sind. Dem entgegen stand die Überlegung, zwischen Fächern einer Domäne statt der Kontrasteffekte positive Einflüsse der Leistungen auf die jeweils divergenten Selbstkonzepte im Sinne von Assimilationseffekten zu vermuten. Tatsächlich zeigten sich neben den erwarteten Kontrasteffekten zwischen den Fächern aus unterschiedlichen Domänen, vor allem innerhalb der mathematisch-naturwissenschaftlichen Domäne positive asssimilierende Effekte der Leistungen in Mathematik (Physik) auf das divergente Selbstkonzept für Physik (Mathematik). Für das nicht-akademische Fach Sport zeigten sich einseitig kontrastierende Effekte in Form von negativen Effekten der Leistungen in den akademischen Fächern auf das Selbstkonzept in Sport. Dimensionale Vergleiche scheinen demzufolge nicht nur für die Genese akademischer Selbstkonzepte von Bedeutung zu sein, sondern auch Konsequenzen für die Selbstkonzepte in nicht-akademischen Bereichen zu haben. Im Hinblick auf die Schulangst sprechen die Befunde dafür, dass Leistungen vermittelt über die Selbstkonzepte auf Schulängste wirken. Es zeigten sich keine direkten kontrastierenden Effekte dimensionaler Vergleiche von den Leistungen auf fachbezogene Ängste.
Stichworte
Akademiker;
Selbstbild;
Sozialer Vergleichsprozess;
I/E-Modell (Internal/External-Frame-of-Reference-Modell);
Selbstkonzept;
Bezugsrahmen;
Dimensionale Vergleiche
Jahr
2002
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2306107
Zitieren
Streblow L. Effekte unterschiedlicher Bezugsrahmen auf die Selbstkonzeptgenese. Bielefeld (Germany): Bielefeld University; 2002.
Streblow, L. (2002). Effekte unterschiedlicher Bezugsrahmen auf die Selbstkonzeptgenese. Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Streblow, Lilian. 2002. Effekte unterschiedlicher Bezugsrahmen auf die Selbstkonzeptgenese. Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Streblow, L. (2002). Effekte unterschiedlicher Bezugsrahmen auf die Selbstkonzeptgenese. Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Streblow, L., 2002. Effekte unterschiedlicher Bezugsrahmen auf die Selbstkonzeptgenese, Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
L. Streblow, Effekte unterschiedlicher Bezugsrahmen auf die Selbstkonzeptgenese, Bielefeld (Germany): Bielefeld University, 2002.
Streblow, L.: Effekte unterschiedlicher Bezugsrahmen auf die Selbstkonzeptgenese. Bielefeld University, Bielefeld (Germany) (2002).
Streblow, Lilian. Effekte unterschiedlicher Bezugsrahmen auf die Selbstkonzeptgenese. Bielefeld (Germany): Bielefeld University, 2002.
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