PUB - Publikationen an der Universität Bielefeld

Ein Umgang mit Flucht/Migration, der das Willkommenheißen migrantischer Anderer eng an Kriterien ihrer Nutzbarkeit knüpft und zugleich von Abwehrbewegungen und begrenzten Zugehörigkeitsvorstellungen vermittelt ist, verweist auf ein grundlegend ambivalentes Verhältnis zwischen ökonomischem Einschluss einerseits und rassistischem Ausschluss andererseits. In meinem Beitrag möchte ich dieser widersprüchlichen Gleichzeitigkeit in der Auseinandersetzung mit Flucht/Migration in Deutschland am Beispiel der ‚Gastarbeit‘ nachgehen. Hierfür beziehe ich mich auf ‚Gastarbeit‘, in der sich nicht nur singuläre und spezifische Formen von Ein- und Ausschluss, von gesellschaftlicher Abwehr und (temporären) Formen des gesellschaftlichen Willkommenheißen migrantischer Anderer artikulieren. In meinem analytischen Verständnis von ‚Gastarbeit‘ wird nicht nur etwas über ‚Gastarbeit‘ als spezifische Figur der Arbeitsmigration deutlich. Zugleich lassen sich hierüber strukturell übergreifende, ‚familienähnliche‘ Bezüge zu gesellschaftlich vermittelten und institutionalisierten Umgangsweisen mit Migrant:innen illustrieren (vgl. ausführlich Kourabas, 2021). Ich gehe deshalb in dem hier vorliegenden Beitrag, bezugnehmend auf meine Studie (Kourabas, 2021), von einer wechselseitigen Bewegung vom Allgemeinen (das Paradigma der arbeitsbezogenen Einschlusses von Migrant:innen) zum Besonderen (die Figur der ‚Gastarbeit‘) und vice versa aus. Über die Analyse von ‚Gastarbeit‘ als sozio-historisch spezifische und zugleich symptomatische Figur des Umgangs mit Migration im Spannungsfeld zwischen ökonomischen und rassistischen Logiken lassen sich demnach paradigmatische Verhandlungen des migrationsgesellschaftlichen Deutschlands im Umgang mit Migration herausarbeiten, wie ein Bezug auf migrationshistorische, rassismustheoretische, postkoloniale sowie machttheoretische Perspektiven verdeutlicht (vgl. Kourabas, 2021). Eine dahingehende Perspektivierung der migrationsgesellschaftliche Vergangenheit und Gegenwart macht dabei deutlich, dass die Idee eines temporären und nutzungsorientierten Einbezugs im Sinne einer kontrollierten Migrations- und Arbeitsmarktpolitik nicht ohne Widersprüche umgesetzt werden konnte und kann: Die ‚Anderen‘ ließen sich nicht einfach ‚holen und austauschen‘, wie es u.a. in der Logik des sog. Rotationsprinzips transportiert wurde, sondern sind dem Projekt ‚Gastarbeit‘ mit einem breiten Spektrum eigensinniger, unvorhergesehene und widerständiger Praktiken begegnet (vgl. Bojadžijev, 2012; Kourabas, 2021).