Schulische Bildung für nachhaltige Entwicklung auf dem Prüfstand - Erfolgskriterien für eine wirksame schulische BNE
Schelp F (2023) , geänderte Fassung.
Bielefeld: Universität Bielefeld.
Bielefelder E-Dissertation | Deutsch
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Autor*in
Schelp, Fred
Gutachter*in / Betreuer*in
Köller, Olaf;
Gebhard, UlrichUniBi
Abstract / Bemerkung
Im Jahr 2015 endete die 2004 von der UNESCO ausgerufene Dekade der Bildung für eine nachhaltige Entwicklung.
Anhand eines, von der deutschen UNESCO-Sektion im Jahr 2013 als Dekadeprojekt ausgezeichneten schulischen BNE-Projektes – Klassenzimmer Urwaldschutz und Papierkonsum (KUPaK) – sollte im Vergleich mit Referenzprojekten ermittelt werden, ob mit den jeweiligen Projektkonzeptionen sich die Kernziele der Dekade für nachhaltige Entwicklung erreicht wurden.
Untersucht wurde im Rahmen einer Interventionsstudie, an der 243 Schülerinnen/ Schüler aus sechs Schulen teilnahmen, inwieweit durch die eingesetzte BNE-Unterrichtskonzeption KUPaK-prim und die Referenzprojekte KUPaK-weit und EXP die Konsumkompetenz, das Umweltbewusstsein und das selbstberichtete Umweltverhalten auf dem Gebiet des Papierkonsums positiv verändert wurde. Es wurde der Frage nachgegangen, welche pädagogischen, psychologischen und sozialen Faktoren die Ergebnisse in den Untersuchungsgruppen beeinflussten und als maßgebliche Einflussfaktoren für eine erfolgreiche BNE anzusehen sind.
Die Ergebnisse der Längsschnittsanalyse zeigen, dass mit der prämierten Projektkonzeption KUPaK-prim kein signifikanter Zuwachs der Umwelteinstellungen, des Umweltbewusstseins und selbstberichteten Konsumverhaltens erzielt wurde. Vielmehr fielen die Effekte negativ aus, da der Unterricht ein zu starkes Schwergewicht auf die naturkundliche Behandlung des Themas zulasten einer lückenlosen Behandlung der Produktionswege und seiner Umweltbilanz von Papierprodukten legte.
Hingegen erwies sich die Unterrichtskonzeption KUPaK-weit als geeignet, die Konsumkompetenz, das Umweltbewusstsein, die Motivation sowie die Fremd- und Selbstwirksamkeitsüberzeugung positiv zu beeinflussen. Als entscheidendes pädagogisches Merkmal für den Erfolg erweist sich ein aktiver, handlungsorientierter Unterricht mit interessanten alltagsrelevanten Umweltthemen in denen die Schülerinnen/Schülern in der unmittelbaren Beschäftigung mit ihrer Umwelt und in der Beteiligung an konkreten Konsumumstellungsmaßnahmen, eingebettet im sozialen Umfeld und im Klassen-verband, positive Erfahrungen der Selbst- und Fremdwirksamkeit erwerben.
Die Ergebnisse der Studie belegen, dass eine BNE nur dann zu einer erfolgreichen d. h. hohen Beeinflussung des Umweltbewusstseins, der Motivation und zu einem verstärkten umweltfreundlichen Konsumverhalten führt, wenn es gelingt, die BNE in den Lebenswelten der Schülerinnen/Schüler zu verankern. Dieser Bezug zeigt sich in eindrucksvoller Weise an dem positiven Einfluss einer im sozialen Umfeld verankerten BNE auf das informelle Lernen durch eine erhöhte familiäre Umweltkommunikation mit einem maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Umweltbewusstseins.
Hieraus ergeht die Forderung einer gezielten Vernetzung des formellen und informellen Lernens durch eine rechtzeitige und umfassende Einbeziehung des sozialen Umfeldes in allen Projektphasen. Die Ergebnisse zeigen auch auf einen positiven Einfluss eines explorativen Lernens in Naturräumen auf die Ausbildung von positiven, einstellungsrelevanten Umwelt-bildern. Ein Einfluss der BNE auf das Freispiel in Naturräumen und hierüber auf das Umweltbewusstsein ließ sich nicht belegen. Deutlich wurde auch, dass sich auch mit einem herkömmlichen zeitlich zergliederten, fachbezogenen und überwiegend frontal unterrichteten Umweltunterricht sich Zuwächse beim Umweltwissen erreichen lassen. Diese Wissenszuwächse erweisen sich aber aufgrund fehlender Umsetzungsangebote in der Schule als träges Wissen und nicht stabil.
Daher wird in Zweifel gezogen, ob sich mit dem gegenwärtigen, wenig handlungsorientierten und zergliederten Unterricht in den weiterführenden Schulen eine wirksame BNE realisieren lässt.
The Decade of Education for Sustainable Development declared by UNESCO in 2004 came to an end in 2015.
A school development project honoured as a decade project by the German UNESCO section in 2013 – Classroom Rain Forest Conservation and Paper Consumption (KUPaK) was used to establish whether each project concept, in comparison with reference projects, could be used to achieve the core aims of the Decade for Sustainable Development.
In an intervention study, in which 243 pupils from six schools participated, it was examined to what extent the sustainable development teaching concept at primary school level and the reference projects, plus the experimental groups had a positive effect on consumer competence, environmental consciousness and individual environmental behaviour were positively changed in the area of paper consumption.
The question was examined, which educational, psychological and social factors influenced the results in the research groups and can be regarded as decisive influencing factors for successful sustainable development education.
The results of the long-term analysis show that no significant increase in environmental attitude, consciousness or personal consumer behaviour was achieved through the prize-winning project concept. Moreover, the effects were shown to be negative, as the lessons placed too great an emphasis on the natural scientific treatment of the subject to the detriment of a complete view of the channels of production and environmental balance of paper production.
On the other hand, the overall development project for all school types proved to be positively influential in terms of consumer competence, environmental consciousness, motivation as well as personal and general conviction of effectivity. Active, pragmatic lessons proved to be a decisive educational success factor, where dealing with interesting everyday environmental issues enabled pupils to directly address their environment and participate in concrete measures for consumer change within the framework of their social environment and classroom dynamics, leading to positive experiences in terms of their own and others´ effectiveness.
The results of the study prove that a school development project can only lead to a high degree of successful influence on environmental consciousness and motivation, plus increased environmentally conscious consumer behavior when the project is firmly integrated in the pupils´ way of life. This connection is shown impressively by the positive influence of a school project anchored in the pupils social environment on informal learning processes by means of increasingly familiar environmental communication with considerable influence on the development of environmental consciousness. This indicates the need for specific integration of formal and informal learning through the early and comprehensive inclusion of social environment in all phases of the project.
The results also indicate the positive influence of explorative learning in natural surroundings on the development of positive, inspiring environmental views. No influence of the school projects on free games in natural surroundings for improvement of environmental consciousness could be proved. It was also clear that increased environmental knowledge could be achieved through conventional, subject-orientated, time-limited and mainly frontal-style lessons on environmental subjects. Such increase in knowledge, however, is shown to be inactive and instable due to lack of implementation in schools.
It is therefore to be doubted that effective projects for sustainable development can be realized by means of the current, fairly inactive and time-limited lessons in secondary schools.
Anhand eines, von der deutschen UNESCO-Sektion im Jahr 2013 als Dekadeprojekt ausgezeichneten schulischen BNE-Projektes – Klassenzimmer Urwaldschutz und Papierkonsum (KUPaK) – sollte im Vergleich mit Referenzprojekten ermittelt werden, ob mit den jeweiligen Projektkonzeptionen sich die Kernziele der Dekade für nachhaltige Entwicklung erreicht wurden.
Untersucht wurde im Rahmen einer Interventionsstudie, an der 243 Schülerinnen/ Schüler aus sechs Schulen teilnahmen, inwieweit durch die eingesetzte BNE-Unterrichtskonzeption KUPaK-prim und die Referenzprojekte KUPaK-weit und EXP die Konsumkompetenz, das Umweltbewusstsein und das selbstberichtete Umweltverhalten auf dem Gebiet des Papierkonsums positiv verändert wurde. Es wurde der Frage nachgegangen, welche pädagogischen, psychologischen und sozialen Faktoren die Ergebnisse in den Untersuchungsgruppen beeinflussten und als maßgebliche Einflussfaktoren für eine erfolgreiche BNE anzusehen sind.
Die Ergebnisse der Längsschnittsanalyse zeigen, dass mit der prämierten Projektkonzeption KUPaK-prim kein signifikanter Zuwachs der Umwelteinstellungen, des Umweltbewusstseins und selbstberichteten Konsumverhaltens erzielt wurde. Vielmehr fielen die Effekte negativ aus, da der Unterricht ein zu starkes Schwergewicht auf die naturkundliche Behandlung des Themas zulasten einer lückenlosen Behandlung der Produktionswege und seiner Umweltbilanz von Papierprodukten legte.
Hingegen erwies sich die Unterrichtskonzeption KUPaK-weit als geeignet, die Konsumkompetenz, das Umweltbewusstsein, die Motivation sowie die Fremd- und Selbstwirksamkeitsüberzeugung positiv zu beeinflussen. Als entscheidendes pädagogisches Merkmal für den Erfolg erweist sich ein aktiver, handlungsorientierter Unterricht mit interessanten alltagsrelevanten Umweltthemen in denen die Schülerinnen/Schülern in der unmittelbaren Beschäftigung mit ihrer Umwelt und in der Beteiligung an konkreten Konsumumstellungsmaßnahmen, eingebettet im sozialen Umfeld und im Klassen-verband, positive Erfahrungen der Selbst- und Fremdwirksamkeit erwerben.
Die Ergebnisse der Studie belegen, dass eine BNE nur dann zu einer erfolgreichen d. h. hohen Beeinflussung des Umweltbewusstseins, der Motivation und zu einem verstärkten umweltfreundlichen Konsumverhalten führt, wenn es gelingt, die BNE in den Lebenswelten der Schülerinnen/Schüler zu verankern. Dieser Bezug zeigt sich in eindrucksvoller Weise an dem positiven Einfluss einer im sozialen Umfeld verankerten BNE auf das informelle Lernen durch eine erhöhte familiäre Umweltkommunikation mit einem maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung des Umweltbewusstseins.
Hieraus ergeht die Forderung einer gezielten Vernetzung des formellen und informellen Lernens durch eine rechtzeitige und umfassende Einbeziehung des sozialen Umfeldes in allen Projektphasen. Die Ergebnisse zeigen auch auf einen positiven Einfluss eines explorativen Lernens in Naturräumen auf die Ausbildung von positiven, einstellungsrelevanten Umwelt-bildern. Ein Einfluss der BNE auf das Freispiel in Naturräumen und hierüber auf das Umweltbewusstsein ließ sich nicht belegen. Deutlich wurde auch, dass sich auch mit einem herkömmlichen zeitlich zergliederten, fachbezogenen und überwiegend frontal unterrichteten Umweltunterricht sich Zuwächse beim Umweltwissen erreichen lassen. Diese Wissenszuwächse erweisen sich aber aufgrund fehlender Umsetzungsangebote in der Schule als träges Wissen und nicht stabil.
Daher wird in Zweifel gezogen, ob sich mit dem gegenwärtigen, wenig handlungsorientierten und zergliederten Unterricht in den weiterführenden Schulen eine wirksame BNE realisieren lässt.
The Decade of Education for Sustainable Development declared by UNESCO in 2004 came to an end in 2015.
A school development project honoured as a decade project by the German UNESCO section in 2013 – Classroom Rain Forest Conservation and Paper Consumption (KUPaK) was used to establish whether each project concept, in comparison with reference projects, could be used to achieve the core aims of the Decade for Sustainable Development.
In an intervention study, in which 243 pupils from six schools participated, it was examined to what extent the sustainable development teaching concept at primary school level and the reference projects, plus the experimental groups had a positive effect on consumer competence, environmental consciousness and individual environmental behaviour were positively changed in the area of paper consumption.
The question was examined, which educational, psychological and social factors influenced the results in the research groups and can be regarded as decisive influencing factors for successful sustainable development education.
The results of the long-term analysis show that no significant increase in environmental attitude, consciousness or personal consumer behaviour was achieved through the prize-winning project concept. Moreover, the effects were shown to be negative, as the lessons placed too great an emphasis on the natural scientific treatment of the subject to the detriment of a complete view of the channels of production and environmental balance of paper production.
On the other hand, the overall development project for all school types proved to be positively influential in terms of consumer competence, environmental consciousness, motivation as well as personal and general conviction of effectivity. Active, pragmatic lessons proved to be a decisive educational success factor, where dealing with interesting everyday environmental issues enabled pupils to directly address their environment and participate in concrete measures for consumer change within the framework of their social environment and classroom dynamics, leading to positive experiences in terms of their own and others´ effectiveness.
The results of the study prove that a school development project can only lead to a high degree of successful influence on environmental consciousness and motivation, plus increased environmentally conscious consumer behavior when the project is firmly integrated in the pupils´ way of life. This connection is shown impressively by the positive influence of a school project anchored in the pupils social environment on informal learning processes by means of increasingly familiar environmental communication with considerable influence on the development of environmental consciousness. This indicates the need for specific integration of formal and informal learning through the early and comprehensive inclusion of social environment in all phases of the project.
The results also indicate the positive influence of explorative learning in natural surroundings on the development of positive, inspiring environmental views. No influence of the school projects on free games in natural surroundings for improvement of environmental consciousness could be proved. It was also clear that increased environmental knowledge could be achieved through conventional, subject-orientated, time-limited and mainly frontal-style lessons on environmental subjects. Such increase in knowledge, however, is shown to be inactive and instable due to lack of implementation in schools.
It is therefore to be doubted that effective projects for sustainable development can be realized by means of the current, fairly inactive and time-limited lessons in secondary schools.
Stichworte
Bildung für eine nachhaltige Entwicklung;
Umweltbewusstsein;
Konsumverhalten;
Umweltkommunikation;
Lebenswelten;
Umweltunterricht
Jahr
2023
Seite(n)
719
Urheberrecht / Lizenzen
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2978721
Zitieren
Schelp F. Schulische Bildung für nachhaltige Entwicklung auf dem Prüfstand - Erfolgskriterien für eine wirksame schulische BNE. geänderte Fassung. Bielefeld: Universität Bielefeld; 2023.
Schelp, F. (2023). Schulische Bildung für nachhaltige Entwicklung auf dem Prüfstand - Erfolgskriterien für eine wirksame schulische BNE geänderte Fassung. Bielefeld: Universität Bielefeld. https://doi.org/10.4119/unibi/2978721
Schelp, Fred. 2023. Schulische Bildung für nachhaltige Entwicklung auf dem Prüfstand - Erfolgskriterien für eine wirksame schulische BNE. geänderte Fassung. Bielefeld: Universität Bielefeld.
Schelp, F. (2023). Schulische Bildung für nachhaltige Entwicklung auf dem Prüfstand - Erfolgskriterien für eine wirksame schulische BNE. geänderte Fassung. Bielefeld: Universität Bielefeld.
Schelp, F., 2023. Schulische Bildung für nachhaltige Entwicklung auf dem Prüfstand - Erfolgskriterien für eine wirksame schulische BNE, geänderte Fassung., Bielefeld: Universität Bielefeld.
F. Schelp, Schulische Bildung für nachhaltige Entwicklung auf dem Prüfstand - Erfolgskriterien für eine wirksame schulische BNE, geänderte Fassung., Bielefeld: Universität Bielefeld, 2023.
Schelp, F.: Schulische Bildung für nachhaltige Entwicklung auf dem Prüfstand - Erfolgskriterien für eine wirksame schulische BNE. geänderte Fassung. Universität Bielefeld, Bielefeld (2023).
Schelp, Fred. Schulische Bildung für nachhaltige Entwicklung auf dem Prüfstand - Erfolgskriterien für eine wirksame schulische BNE. geänderte Fassung. Bielefeld: Universität Bielefeld, 2023.
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