"Da sind gar kein grün" : dyadische Kommunikation sprachentwicklungsgestörter Kinder
Lingnau B (2008)
Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Bielefelder E-Dissertation | Deutsch
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Autor*in
Gutachter*in / Betreuer*in
Hielscher-Fastabend, Martina
Alternativer Titel
Dyadic communication in children with SLI
Abstract / Bemerkung
Within the framework of my dissertation project I analyzed the formal linguistic as well as the socio-pragmatic skills of preschool children in different play situations. The aim of my research was to find out the abilities and deficits of specific language impaired (SLI) children in child-to-child communication and especially in role-play compared with their age-matched peers.
Most of the children with SLI have limited socio-pragmatic skills (Bishop, 2000; Craig, 1993; Fujiki et al., 2001; Liiva & Cleve, 2005; Marton et al., 2005). In summary, they exhibit difficulties in social pragmatics including negotiation, conflict resolution, and interaction with peers. Nevertheless, there is little consideration of communicative skills in the diagnosis and therapy of German speaking SLI children.
Yet, child-to-child interaction is very important for the development of communicative and social skills (Andresen, 2002). This assumption relies on Vygotsky's thesis that in role play preschool children are acting in the zone of proximal development, although their ability to cooperate with other children is only at a nascent stage (Andresen, 2005). Andresen specifies this thesis with respect to language development and is able to show with her empirical investigations that language is the central means of creating pretence.
This way children seem to enhance their socio-pragmatic linguistic skills effortlessly. There are still insufficient studies, examining the child-to-child interaction of German speaking children with SLI.
So the main questions for my study are:
Which differences can be found between dyadic interaction of children with SLI and normally developed children?
Are there differences in terms of linguistic skills in SLI children in situations with different restrictions?
Is there a correlation between socio-pragmatic and formal-linguistic skills in SLI children?
The participants of the study are six preschool children with SLI and six normally developed children as controls (aged 4-6 years). The study took place in familiar environment of the children. They were observed in naturalistic interactions on two occasions. The first situation was a relatively free play situation and the second one was more structured.
The outcome of the study, on the one hand, an overall group comparison between the SLI and the control group showing SLI children produced fewer grammatically complete clauses, fewer metacommunicational utterances but more grammatical errors. Although highlighting group differences in each single situation, no significant group differences were found for grammatical complexity and metacommunicative expressions but only significant differences for the number of errors in the free play situation. By comparing the linguistic competences in the different situations for each of the groups, both SLI children and normally developed children showed longer clauses and more grammatical errors in the free play situation. It was remarkable that, unlike the control group, the SLI children produced fewer metacommunicational utterances in the free play situation than in the structured play situation. Furthermore correlations were found between grammatical complexity and metacommunicative expressions in both groups. So, in summary the data support the assumption that linguistic competence is affected by the kind of situation for all children. It seems that especially SLI children benefit from situations with fewer organizational restrictions. Moreover, there seems to be an overall correlation between the number of metacommunicative expressions and the grammatical complexity. Interestingly enough in my study the data did not point out evidence for general communicative problems in SLI children.
However, when interpreting the data it has to be kept in mind that the outcome of the study is based completely on quantitative data. The next step would be to look at the data with qualitative methods in order to expose possible variations in communicative strategies of SLI as well as normally developed children.
Im Rahmen meines Dissertationprojekts wurden sowohl sozio-pragmatische als auch formal-linguistische Fähigkeiten sprachentwicklungsgestörter (SES) Kinder in unterschiedlichen Spielsituationen untersucht. Ziel der Studie war es, sprachliche Fähigkeiten und Defizite sprachentwicklungsgestörter Kinder, verglichen mit ihren gleichaltrigen Peers in der Kind-Kind-Kommunikation herauszuarbeiten. In einer Reihe von Studien konnte gezeigt werden, dass die SES-Kinder häufig Probleme beim Verhandeln mit Anderen, beim Lösen von Problemen und auch in der Interaktion mit gleichaltrigen Kindern aufweisen (Bishop, 2000; Craig, 1993; Fujiki et al., 2001; Liiva & Cleve, 2005; Marton et al., 2005). Die sozio-pragmatischen Fähigkeiten von SES-Kindern sind allerdings im deutschen Sprachraum kaum systematisch unter linguistischen Gesichtpunkten untersucht und finden auch in aktuellen Ansätzen zu Diagnostik und Therapie wenig Beachtung. Die Interaktion mit anderen Kindern ist aber von großer Bedeutung für die Entwicklungen sprachlicher und sozialer Fähigkeiten (Andresen, 2002). Diese Annahme beruht auf Vygotskys These, dass Kinder im Rollenspiel in der Zone der nächsten Entwicklung handeln können. Das ist besonders bemerkenswert, da die Fähigkeit von Vorschulkindern, mit andern Kindern zu kooperieren, noch sehr gering ist (Andresen, 2005). Helga Andresen untersucht dieses Phänomen besonders im Hinblick auf die sprachliche Entwicklung der Kinder. Vorschulkinder können in ihren Rollenspielen anscheinend spielerisch und ohne Anstrengungen sowohl sprachliche als auch soziale Fähigkeiten erwerben. Trotzdem ist die Kind-Kind-Interaktion von deutschsprachigen SES-Kindern kaum untersucht. Die Fragestellung meiner Studie ist daher folgende: Welche Unterschiede zeigen sich in der dyadischen Interaktion von SES-Kindern und sprachlich normal entwickelten Kindern? Gibt es Unterschiede bezüglich der sprachlichen Fähigkeiten der Kinder in unterschiedlich strukturierten Situationen? Gibt es Korrelationen zwischen sozial-pragmatischen und formal-linguistischen Fähigkeiten von sprachentwicklungsgestörten Kindern? TeilnehmerInnen waren sechs SES-Kinder und sechs sprachlich normal entwickelte Kinder (4-6 Jahre). Die Kinder wurden in einer ruhigen, aber vertrauten Umgebung in zwei unterschiedlichen Spielsituationen beobachtet. Die Situationen wurden nach dem Grad der Strukturierung variiert. Ein Gruppenvergleich über beide Situationen hinweg hat gezeigt, dass SES-Kinder mehr grammatische Fehler, weniger grammatisch vollständige Sätze und weniger metakommunikative Äußerungen verwendeten als ihre gleichaltrigen Peers. Wurden die Gruppen allerdings nach Situationen getrennt verglichen, zeigten sich keine Gruppenunterschiede, weder bezüglich grammatisch vollständiger noch bezüglich metakommunikativer Äußerungen. Bei einem Vergleich sprachlicher Fähigkeiten der einzelnen Gruppen in unterschiedlichen Situationen zeigte sich, dass alle Kinder in der freien Spielsituation mehr grammatisch vollständige Sätze verwendeten und mehr grammatische Fehler machten als in der strukturierten Situation. Im Gegensatz zu ihren sprachlich normal entwickelten Peers produzierten die SES-Kinder in der strukturierten Situation weniger metakommunikative Äußerungen. Außerdem zeigte sich für alle Kinder eine Korrelation zwischen der Anzahl metakommunikativer Äußerungen und der grammatischen Komplexität der Äußerungen. Zusammenfassend geben die Daten Hinweise darauf, dass die performativen sprachlichen Fähigkeiten aller Kinder durch den Grad der Strukturiertheit der jeweiligen Situation beeinflusst werden. Besonders die SES-Kinder konnten von wenig strukturierten Situationen profitieren. Interessanterweise lässt sich in dieser Studie kein generelles kommunikatives Defizit von SES-Kindern bestätigen. Bei der Interpretation der Daten sollte allerdings beachtet werden, dass die Ergebnisse ausschließlich auf quantitativen Erhebungen beruhen. In einem nächsten Schritt wäre es sinnvoll, die Daten auch mit qualitativen Methoden zu untersuchen, um so Ähnlichkeiten und Unterschiede kommunikativer Strategien besser herausstellen zu können.
Im Rahmen meines Dissertationprojekts wurden sowohl sozio-pragmatische als auch formal-linguistische Fähigkeiten sprachentwicklungsgestörter (SES) Kinder in unterschiedlichen Spielsituationen untersucht. Ziel der Studie war es, sprachliche Fähigkeiten und Defizite sprachentwicklungsgestörter Kinder, verglichen mit ihren gleichaltrigen Peers in der Kind-Kind-Kommunikation herauszuarbeiten. In einer Reihe von Studien konnte gezeigt werden, dass die SES-Kinder häufig Probleme beim Verhandeln mit Anderen, beim Lösen von Problemen und auch in der Interaktion mit gleichaltrigen Kindern aufweisen (Bishop, 2000; Craig, 1993; Fujiki et al., 2001; Liiva & Cleve, 2005; Marton et al., 2005). Die sozio-pragmatischen Fähigkeiten von SES-Kindern sind allerdings im deutschen Sprachraum kaum systematisch unter linguistischen Gesichtpunkten untersucht und finden auch in aktuellen Ansätzen zu Diagnostik und Therapie wenig Beachtung. Die Interaktion mit anderen Kindern ist aber von großer Bedeutung für die Entwicklungen sprachlicher und sozialer Fähigkeiten (Andresen, 2002). Diese Annahme beruht auf Vygotskys These, dass Kinder im Rollenspiel in der Zone der nächsten Entwicklung handeln können. Das ist besonders bemerkenswert, da die Fähigkeit von Vorschulkindern, mit andern Kindern zu kooperieren, noch sehr gering ist (Andresen, 2005). Helga Andresen untersucht dieses Phänomen besonders im Hinblick auf die sprachliche Entwicklung der Kinder. Vorschulkinder können in ihren Rollenspielen anscheinend spielerisch und ohne Anstrengungen sowohl sprachliche als auch soziale Fähigkeiten erwerben. Trotzdem ist die Kind-Kind-Interaktion von deutschsprachigen SES-Kindern kaum untersucht. Die Fragestellung meiner Studie ist daher folgende: Welche Unterschiede zeigen sich in der dyadischen Interaktion von SES-Kindern und sprachlich normal entwickelten Kindern? Gibt es Unterschiede bezüglich der sprachlichen Fähigkeiten der Kinder in unterschiedlich strukturierten Situationen? Gibt es Korrelationen zwischen sozial-pragmatischen und formal-linguistischen Fähigkeiten von sprachentwicklungsgestörten Kindern? TeilnehmerInnen waren sechs SES-Kinder und sechs sprachlich normal entwickelte Kinder (4-6 Jahre). Die Kinder wurden in einer ruhigen, aber vertrauten Umgebung in zwei unterschiedlichen Spielsituationen beobachtet. Die Situationen wurden nach dem Grad der Strukturierung variiert. Ein Gruppenvergleich über beide Situationen hinweg hat gezeigt, dass SES-Kinder mehr grammatische Fehler, weniger grammatisch vollständige Sätze und weniger metakommunikative Äußerungen verwendeten als ihre gleichaltrigen Peers. Wurden die Gruppen allerdings nach Situationen getrennt verglichen, zeigten sich keine Gruppenunterschiede, weder bezüglich grammatisch vollständiger noch bezüglich metakommunikativer Äußerungen. Bei einem Vergleich sprachlicher Fähigkeiten der einzelnen Gruppen in unterschiedlichen Situationen zeigte sich, dass alle Kinder in der freien Spielsituation mehr grammatisch vollständige Sätze verwendeten und mehr grammatische Fehler machten als in der strukturierten Situation. Im Gegensatz zu ihren sprachlich normal entwickelten Peers produzierten die SES-Kinder in der strukturierten Situation weniger metakommunikative Äußerungen. Außerdem zeigte sich für alle Kinder eine Korrelation zwischen der Anzahl metakommunikativer Äußerungen und der grammatischen Komplexität der Äußerungen. Zusammenfassend geben die Daten Hinweise darauf, dass die performativen sprachlichen Fähigkeiten aller Kinder durch den Grad der Strukturiertheit der jeweiligen Situation beeinflusst werden. Besonders die SES-Kinder konnten von wenig strukturierten Situationen profitieren. Interessanterweise lässt sich in dieser Studie kein generelles kommunikatives Defizit von SES-Kindern bestätigen. Bei der Interpretation der Daten sollte allerdings beachtet werden, dass die Ergebnisse ausschließlich auf quantitativen Erhebungen beruhen. In einem nächsten Schritt wäre es sinnvoll, die Daten auch mit qualitativen Methoden zu untersuchen, um so Ähnlichkeiten und Unterschiede kommunikativer Strategien besser herausstellen zu können.
Stichworte
Sozio-pragmatische Fähigkeiten;
Child language;
Language acquisition;
Specific language impairment;
Communication;
Role play;
Sprachentwicklung;
Sprachentwicklungsstörung;
Rollenspiel;
Vorschulkind;
Kommunikation
Jahr
2008
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2303780
Zitieren
Lingnau B. "Da sind gar kein grün" : dyadische Kommunikation sprachentwicklungsgestörter Kinder. Bielefeld (Germany): Bielefeld University; 2008.
Lingnau, B. (2008). "Da sind gar kein grün" : dyadische Kommunikation sprachentwicklungsgestörter Kinder. Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Lingnau, Beate. 2008. "Da sind gar kein grün" : dyadische Kommunikation sprachentwicklungsgestörter Kinder. Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Lingnau, B. (2008). "Da sind gar kein grün" : dyadische Kommunikation sprachentwicklungsgestörter Kinder. Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Lingnau, B., 2008. "Da sind gar kein grün" : dyadische Kommunikation sprachentwicklungsgestörter Kinder, Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
B. Lingnau, "Da sind gar kein grün" : dyadische Kommunikation sprachentwicklungsgestörter Kinder, Bielefeld (Germany): Bielefeld University, 2008.
Lingnau, B.: "Da sind gar kein grün" : dyadische Kommunikation sprachentwicklungsgestörter Kinder. Bielefeld University, Bielefeld (Germany) (2008).
Lingnau, Beate. "Da sind gar kein grün" : dyadische Kommunikation sprachentwicklungsgestörter Kinder. Bielefeld (Germany): Bielefeld University, 2008.
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