Prähospitale Bluttransfusion: Chancen und Herausforderungen für den deutschen Rettungsdienst

Schwietring J, Wähnert D, Scholl LS, Thies K-C (2024)
Anaesthesiologie.

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Autor*in
Schwietring, Jens; Wähnert, DirkUniBi; Scholl, Lucas Sebastian; Thies, Karl-ChristianUniBi
Alternativer Titel
Prehospital blood transfusion: Opportunities and challenges for the German emergency medical services
Abstract / Bemerkung
BACKGROUND: Exsanguination is the leading cause of preventable death in severe trauma. Immediate hemorrhage control and transfusion of blood products are critical to maintain oxygen delivery and address trauma-induced coagulopathy. While prehospital blood product transfusion (PHBT) is established in neighboring countries, the fragmented configuration of Germany's emergency medical service (EMS) infrastructure has delayed the adoption of widespread PHBT programmes. This review aims to provide an updated perspective on the evolution, international practices and research needs of PHBT within the German context.; METHODS: This narrative review is based on aPubMed search using the search terms "prehospital" and "blood*". From an initial 4738 articles, 333 were directly related to PHBT and were subjected to further detailed examination. The literature, including referenced studies, was categorized into areas such as history, rationale, international practices, and evidence, and analyzed for quality.; RESULTS: The benefit of early blood transfusion in major trauma has been established since WW1, explaining the efforts to initiate this lifesaving intervention as early as possible in the care pathway, including the prehospital field. Recent randomized trials have faced design and recruitment challenges, reflecting the complexity of the research question. These trials have yielded inconclusive results regarding the survival benefits of PHBT in civilian settings. This scenario raises doubts about the capability of randomized trials to resolve questions concerning survival advantages. Despite these difficulties, there is adiscernible trend indicating potential improvements in patient outcomes. In Germany, the incidence of trauma-associated shock stands at 38per 100,000 individuals per year. It is estimated that between 300 and 1800 patients annually possibly benefit from PHBT.; CONCLUSION: Prehospital Blood Transfusion appears to be promising but identifying patient groups most likely to benefit as well as the most suitable blood products remain unresolved issues. In Germany PHBT programs are not yet widely established. Paradoxically, this situation, paired with the extensive German Trauma Registry, provides aprime opportunity for comprehensive prospective cohort studies, addressing the balance between PHBT benefits, logistical feasibility, and implementation strategies. Such studies are essential for establishing guidelines and integrating PHBT efficiently into German trauma care protocols. © 2024. The Author(s).

Hintergrund Blutverlust ist die Hauptursache potenziell vermeidbarer Todesfälle bei schweren Verletzungen. Behandlungsprioritäten sind die sofortige Kontrolle der Blutung und die Transfusion von Blutprodukten zur Aufrechterhaltung des Sauerstofftransports und zur Therapie der traumainduzierten Koagulopathie. Während die prähospitale Transfusion von Blutprodukten (PHBT) in unseren Nachbarländern etabliert ist, hat die fragmentierte Struktur der Rettungsdienste die Einführung von PHBT-Programmen in Deutschland verzögert. Unsere Arbeit bietet eine aktuelle Perspektive auf die Entwicklung, internationale Praktiken und den Forschungsbedarf zur Anwendung von PHBT im deutschen Kontext. Methodik Diese narrative Übersicht basiert auf einer PubMed-Suche mit den Schlüsselwörtern „prehospital“ und „blood*“. Von 4738 gefundenen Artikeln bezogen sich 333 auf PHBT und wurden einer weiteren detaillierten Sichtung unterzogen. Die Literatur, einschließlich zitierter Studien, wurde in Bereiche wie Geschichte, Rationale, internationale Praktiken und Evidenz kategorisiert und entsprechend ihrer Qualität in die Auswertung einbezogen. Ergebnisse Der Nutzen der frühzeitigen Bluttransfusion bei schwerem Trauma ist seit dem Ersten Weltkrieg belegt, was die Bestrebungen erklärt, diese lebensrettende Maßnahme schon im prähospitalen Bereich einzuleiten. Neuere randomisierte Studien, die aufgrund der komplexen Fragestellung mit Design- und Rekrutierungsproblemen kämpften, haben widersprüchliche Ergebnisse hinsichtlich des Überlebensvorteils im zivilen Bereich geliefert. Die Lehren aus diesen Arbeiten lassen bezweifeln, ob randomisierte Studien tatsächlich in der Lage sind, Fragen zum Überlebensvorteil zu klären. Trotz der genannten Schwierigkeiten gibt es einen erkennbaren Trend, der bei transfundierten Patienten auf Verbesserungen des Outcome hindeutet. In Deutschland beträgt die Inzidenz des traumaassoziierten Schocks 38/100.000 Einwohner pro Jahr. Geschätzt wird, dass zwischen 300 und 1800 Patienten jährlich von PHBT profitieren könnten. Schlussfolgerungen Die prähospitale Gabe von Blutprodukten erscheint vielversprechend, doch bleibt offen, welche Patientengruppen davon profitieren und welche Blutprodukte am besten geeignet sind. In Deutschland sind PHBT-Programme noch nicht weit verbreitet. Paradoxerweise bietet diese Situation, zusammen mit dem umfangreichen Trauma Register der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie, eine hervorragende Ausgangssituation für umfassende prospektive Kohortenstudien, um Patienten-Outcome, Logistik und Implementierungsstrategien zu untersuchen. Solche Studien könnten helfen, evidenzbasierte PHBT-Richtlinien auszuarbeiten und in deutsche Traumaversorgungsprotokolle zu integrieren.
Erscheinungsjahr
2024
Zeitschriftentitel
Anaesthesiologie
eISSN
2731-6866
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2993277

Zitieren

Schwietring J, Wähnert D, Scholl LS, Thies K-C. Prähospitale Bluttransfusion: Chancen und Herausforderungen für den deutschen Rettungsdienst. Anaesthesiologie. 2024.
Schwietring, J., Wähnert, D., Scholl, L. S., & Thies, K. - C. (2024). Prähospitale Bluttransfusion: Chancen und Herausforderungen für den deutschen Rettungsdienst. Anaesthesiologie. https://doi.org/10.1007/s00101-024-01463-9
Schwietring, Jens, Wähnert, Dirk, Scholl, Lucas Sebastian, and Thies, Karl-Christian. 2024. “Prähospitale Bluttransfusion: Chancen und Herausforderungen für den deutschen Rettungsdienst”. Anaesthesiologie.
Schwietring, J., Wähnert, D., Scholl, L. S., and Thies, K. - C. (2024). Prähospitale Bluttransfusion: Chancen und Herausforderungen für den deutschen Rettungsdienst. Anaesthesiologie.
Schwietring, J., et al., 2024. Prähospitale Bluttransfusion: Chancen und Herausforderungen für den deutschen Rettungsdienst. Anaesthesiologie.
J. Schwietring, et al., “Prähospitale Bluttransfusion: Chancen und Herausforderungen für den deutschen Rettungsdienst”, Anaesthesiologie, 2024.
Schwietring, J., Wähnert, D., Scholl, L.S., Thies, K.-C.: Prähospitale Bluttransfusion: Chancen und Herausforderungen für den deutschen Rettungsdienst. Anaesthesiologie. (2024).
Schwietring, Jens, Wähnert, Dirk, Scholl, Lucas Sebastian, and Thies, Karl-Christian. “Prähospitale Bluttransfusion: Chancen und Herausforderungen für den deutschen Rettungsdienst”. Anaesthesiologie (2024).

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PMID: 39356309
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