Lesen, memorieren und exzerpieren (Dossier: Wissenschaft als Handwerk)
Hoebel T (02.06.2022)
Soziopolis: Gesellschaft beobachten.
Blogbeitrag
| Veröffentlicht | Deutsch
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Autor*in
Stichworte
Wissenschaftliches Arbeiten
Erscheinungsjahr
2022
Blogtitel
Soziopolis: Gesellschaft beobachten
eISSN
2509-5196
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2985787
Zitieren
Hoebel T. Lesen, memorieren und exzerpieren (Dossier: Wissenschaft als Handwerk). Soziopolis: Gesellschaft beobachten. 02.06.2022.
Hoebel, T. (02.06.2022). Lesen, memorieren und exzerpieren (Dossier: Wissenschaft als Handwerk). Soziopolis: Gesellschaft beobachten
Hoebel, Thomas. 02.06.2022. “Lesen, memorieren und exzerpieren (Dossier: Wissenschaft als Handwerk)”. Soziopolis: Gesellschaft beobachten.
Hoebel, T. 02.06.2022 Lesen, memorieren und exzerpieren (Dossier: Wissenschaft als Handwerk). Soziopolis: Gesellschaft beobachten.
Hoebel, T., 02.06.2022 Lesen, memorieren und exzerpieren (Dossier: Wissenschaft als Handwerk). Soziopolis: Gesellschaft beobachten.
T. Hoebel, “Lesen, memorieren und exzerpieren (Dossier: Wissenschaft als Handwerk)”, Soziopolis: Gesellschaft beobachten, 02.06.2022.
Hoebel, T.: Lesen, memorieren und exzerpieren (Dossier: Wissenschaft als Handwerk). Soziopolis: Gesellschaft beobachten. 02.06.2022.
Hoebel, Thomas. “Lesen, memorieren und exzerpieren (Dossier: Wissenschaft als Handwerk)”. Soziopolis: Gesellschaft beobachten (02.06.2022).
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Access Level
Open Access
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Beschreibung
Soziopolis-Dossier "Wissenschaft als Handwerk"
Das Schreiben wissenschaftlicher Texte ist harte Arbeit. Manche begreifen es als künstlerische Tätigkeit, für andere ist es ein notwendiges Übel ihres Studienlebens oder ihrer Berufspraxis. Die Lektüre der schließlich veröffentlichten Texte ist für gewöhnlich nur dann ein Genuss, wenn ihnen die Mühen nicht mehr anzusehen sind, die es für ihre Publikationsreife brauchte. Nicht zuletzt darum ranken sich allerlei Mythen um wissenschaftliches Arbeiten im Allgemeinen und wissenschaftliches Schreiben im Speziellen – insbesondere bei Studierenden, die gerade erst mit beidem beginnen. Dazu zählt zum Beispiel die Vorstellung, dass ein publizierter Text die einzige Fassung ist, die seine Autorin je von ihm geschrieben hat. Oder dass Schreiben eine einsame Tätigkeit ist, der der Autor solange in seinem stillen Kämmerlein nachgeht, bis der Text erscheint. Oder dass Menschen entweder von Geburt an druckreif formulieren können – oder eben nicht. (Wir könnten diese Liste noch einige Zeit fortsetzen.)
Wir verstehen das Dossier Wissenschaft als Handwerk vor diesem Hintergrund unter anderem als Mythenjagd – und zwar zu praktischen Zwecken. Sie soll dazu dienen, wissenschaftliches Schreiben als eine praktische Tätigkeit zu begreifen, in der wir uns ausbilden (lassen) können. Schreiben sei Teil ihres Verstehensprozesses, so hat es Hannah Arendt einmal in einem berühmt gewordenen Gespräch mit Günter Gaus formuliert – und das schließt natürlich ein, das Schreiben selbst zu verstehen, vor allem wie man selbst schreibt. Arendt zum Beispiel sagte von sich, dass sie letztlich „abschreibt“. Sie meinte damit, dass sie das, was sie letztlich aufschreibt, bereits ausführlich durchdacht hat: „Ich weiß genau, was ich schreiben will. Vorher schreibe ich nicht. Ich schreibe meistens nur eine Niederschrift. Und das geht verhältnismäßig rasch, weil es eigentlich nur davon abhängt, wie rasch ich tippe.“
Schreiben ist einerseits ein soziales Phänomen, das aus einem Bündel an Tätigkeiten besteht, die wir von anderen lernen können; ein Phänomen, das eingebettet ist in Gespräche, in denen Lob mit Kritik einhergeht; ein Phänomen, das mit Konventionen verknüpft ist, denen wir kreativ begegnen können. Doch gibt es kein Patentrezept, nicht den einen besten Weg, wie konkret zu verfahren ist. Als soziales Phänomen ist Schreiben zugleich eine hochindividuelle Aktivität. Während Arendt beispielsweise regelrecht „vordenkt“, beginnen viele erst mit den ersten Sätzen eines möglichen Textes zu denken. „Wie weiß ich, was ich denke, bevor ich sehe, was ich sage“, lautet ein berühmter Aphorismus. Ersetzen wir „sage“ durch „schreibe“, charakterisiert er recht genau einen weitverbreiteten Modus, in dem wissenschaftliche Texte entstehen.
Der Aufbau des Dossiers soll dazu dienen, den eigenen Modus zu entdecken, zu profilieren und zu reflektieren. Die Verweisstruktur will dazu auffordern, sich möglichst eigenständig in der Werkhalle des wissenschaftlichen Schreibens zurechtzufinden, sie vielleicht überhaupt erst einmal zu betreten, den Arbeitsplatz womöglich auch zu wechseln oder neu ein- und auszurichten – und vor allem: immer wieder aufs Neue zu entdecken, wie man selbst am besten mit und an Texten arbeitet und wie man es auch mal anders probieren könnte. Alle Interessierten finden hier Handreichungen zum einen zu typischen Schritten hin zum publikationsreifen Text, zum anderen zu den diversen Formaten, die diese Texte üblicherweise haben. Ausgewählte Essays, Interviews und Rezensionen dienen zudem dazu, das Augenmerk auf besondere Problemstellungen, Tipps und Kniffe zu lenken. Das Dossier richtet sich dabei an alle Forschenden, die in irgendeiner Weise mit dem akademischen Schreiben befasst sind, insbesondere aber an Studierende und Promovierende, die nach Anregungen und Orientierungshilfen suchen, und an Lehrende, die das Schreiben in ihren Seminaren, Übungen und Kolloquien thematisieren möchten.