Ist der Abbau kognitiver Funktionen im Alter unveränderbar? Modulation von Wortflüssigkeitsleistung und Sprachlateralisation durch transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS)
Heimann F (2023)
Bielefeld: Universität Bielefeld.
Bielefelder E-Dissertation | Deutsch
Download
Dissertation_Florian Heimann.pdf
4.34 MB
Autor*in
Gutachter*in / Betreuer*in
Abstract / Bemerkung
Alltägliche Phänomene, die Probleme in der Kommunikation zwischen zwei Menschen
hervorrufen (wie beispielsweise temporäre Gedächtnisprobleme oder Wortfindungsstö-
rungen), können grundsätzlich in allen Altersklassen auftreten. Im Laufe des physiologischen Alterungsprozesses nehmen diese aber, auch subjektiv wahrnehmbar, deutlich zu.
Dies ist auf assoziierte strukturelle sowie funktionelle Faktoren zurückzuführen, bei der
sich bei diversen kognitiven Prozessen neben einer allgemeinen Veränderung kortikaler
Aktivität auch eine Reduktion der Hemisphärenasymmetrie des Gehirns einstellt (Cabeza,
2002; Cabeza et al., 2018). Im Rahmen von neurodegenerativen Prozessen und Krankheiten, wie z.B. dem mild cognitive impairment oder diversen Demenzformen, überschreiten sie dabei ein alterstypisches Spektrum. Wortflüssigkeitsaufgaben gehören in
diesem Zusammenhang bei diversen Kognitions- und Aphasiescreenings zu den reliabelsten Aufgabentypen, um die expressive, sprachliche Leistungsfähigkeit eines Menschen
zu beurteilen. Gleichzeitig sind diese Aufgaben hochsensitiv gegenüber dem Fortschritt
einer neurodegenerativen Veränderung auf Hirnebene (Cerhan et al., 2002; Vonk et al.,
2020).
In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss anodaler Gleichstromstimulation auf die Wortflüssigkeitsleistung sowie die Richtung und Ausprägung der mittels funktioneller Dopplersonographie (fTCD) gemessenen Sprachlateralisation bei Patienten mit MCI gesunden, älteren Probanden untersucht. Zweitens stand ein möglicher Zusammenhang zwischen Veränderungen der Wortflüssigkeitsleistung und den gemessenen Lateralisationsindizes im Fokus dieses Dissertationsprojekts. In einer Pilotstudie (Reliabilitätsprü- fung fTCD) wurde zunächst die Stabilität der gemessenen Lateralisationsmuster sowie eine mögliche Korrelation zwischen Veränderungen in der Wortflüssigkeitsleistung und der Lateralisation überprüft. In der Hauptuntersuchung dieses Projekts wurde in einer randomisierten Doppelblindstudie der Einfluss eines dreitägigen Wortflüssigkeitstrainings mit anodaler Gleichstromstimulation (im Vergleich zu einer sham-Stimulation) auf die Wortflüssigkeitsleistung sowie die kognitive Leistungsfähigkeit in anderen Demenzscreenings und die Muster der gemessenen Sprachlateralisation bestimmt. Anodale Gleichstromstimulation führte bei beiden Gruppen gesunder, älterer Probanden zu einer signifikanten Steigerung der phonologischen Wortflüssigkeitsleistung, die zudem mit der Ausprägung der linksdominanten Sprachlateralisation korrelierte. Bei Patienten mit MCItrat dieser Effekt nicht ein, sie steigerten sich im Gegensatz zu den gesunden Probanden zudem in stärkerem Ausmaß im Rahmen der der semantischen Wortflüssigkeitsaufgabe.
Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass eine Kombination aus kognitivem Training (z.B. Wortfindungs- und Gedächtnistraining) und anodaler Gleichstromstimulation bei älteren Probanden bereits nach dreitägigem Einsatz zu einer signifikanten Steigerung führen kann. Im Rahmen von neurodegenerativen und anderen altersbedingten Erkrankungen müssen aber sowohl das Studiendesign als auch die elektrischen Stimulationsparameter sowie die Positionierung der Elektroden an die zugrundeliegenden Beeinträchtigungen adaptiert werden.
In der vorliegenden Arbeit wurde der Einfluss anodaler Gleichstromstimulation auf die Wortflüssigkeitsleistung sowie die Richtung und Ausprägung der mittels funktioneller Dopplersonographie (fTCD) gemessenen Sprachlateralisation bei Patienten mit MCI gesunden, älteren Probanden untersucht. Zweitens stand ein möglicher Zusammenhang zwischen Veränderungen der Wortflüssigkeitsleistung und den gemessenen Lateralisationsindizes im Fokus dieses Dissertationsprojekts. In einer Pilotstudie (Reliabilitätsprü- fung fTCD) wurde zunächst die Stabilität der gemessenen Lateralisationsmuster sowie eine mögliche Korrelation zwischen Veränderungen in der Wortflüssigkeitsleistung und der Lateralisation überprüft. In der Hauptuntersuchung dieses Projekts wurde in einer randomisierten Doppelblindstudie der Einfluss eines dreitägigen Wortflüssigkeitstrainings mit anodaler Gleichstromstimulation (im Vergleich zu einer sham-Stimulation) auf die Wortflüssigkeitsleistung sowie die kognitive Leistungsfähigkeit in anderen Demenzscreenings und die Muster der gemessenen Sprachlateralisation bestimmt. Anodale Gleichstromstimulation führte bei beiden Gruppen gesunder, älterer Probanden zu einer signifikanten Steigerung der phonologischen Wortflüssigkeitsleistung, die zudem mit der Ausprägung der linksdominanten Sprachlateralisation korrelierte. Bei Patienten mit MCItrat dieser Effekt nicht ein, sie steigerten sich im Gegensatz zu den gesunden Probanden zudem in stärkerem Ausmaß im Rahmen der der semantischen Wortflüssigkeitsaufgabe.
Zusammenfassend kann konstatiert werden, dass eine Kombination aus kognitivem Training (z.B. Wortfindungs- und Gedächtnistraining) und anodaler Gleichstromstimulation bei älteren Probanden bereits nach dreitägigem Einsatz zu einer signifikanten Steigerung führen kann. Im Rahmen von neurodegenerativen und anderen altersbedingten Erkrankungen müssen aber sowohl das Studiendesign als auch die elektrischen Stimulationsparameter sowie die Positionierung der Elektroden an die zugrundeliegenden Beeinträchtigungen adaptiert werden.
Jahr
2023
Seite(n)
136
Urheberrecht / Lizenzen
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2984038
Zitieren
Heimann F. Ist der Abbau kognitiver Funktionen im Alter unveränderbar? Modulation von Wortflüssigkeitsleistung und Sprachlateralisation durch transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS). Bielefeld: Universität Bielefeld; 2023.
Heimann, F. (2023). Ist der Abbau kognitiver Funktionen im Alter unveränderbar? Modulation von Wortflüssigkeitsleistung und Sprachlateralisation durch transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS). Bielefeld: Universität Bielefeld. https://doi.org/10.4119/unibi/2984038
Heimann, Florian. 2023. Ist der Abbau kognitiver Funktionen im Alter unveränderbar? Modulation von Wortflüssigkeitsleistung und Sprachlateralisation durch transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS). Bielefeld: Universität Bielefeld.
Heimann, F. (2023). Ist der Abbau kognitiver Funktionen im Alter unveränderbar? Modulation von Wortflüssigkeitsleistung und Sprachlateralisation durch transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS). Bielefeld: Universität Bielefeld.
Heimann, F., 2023. Ist der Abbau kognitiver Funktionen im Alter unveränderbar? Modulation von Wortflüssigkeitsleistung und Sprachlateralisation durch transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS), Bielefeld: Universität Bielefeld.
F. Heimann, Ist der Abbau kognitiver Funktionen im Alter unveränderbar? Modulation von Wortflüssigkeitsleistung und Sprachlateralisation durch transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS), Bielefeld: Universität Bielefeld, 2023.
Heimann, F.: Ist der Abbau kognitiver Funktionen im Alter unveränderbar? Modulation von Wortflüssigkeitsleistung und Sprachlateralisation durch transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS). Universität Bielefeld, Bielefeld (2023).
Heimann, Florian. Ist der Abbau kognitiver Funktionen im Alter unveränderbar? Modulation von Wortflüssigkeitsleistung und Sprachlateralisation durch transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS). Bielefeld: Universität Bielefeld, 2023.
Alle Dateien verfügbar unter der/den folgenden Lizenz(en):
Creative Commons Namensnennung 4.0 International Public License (CC-BY 4.0):
Volltext(e)
Name
Dissertation_Florian Heimann.pdf
4.34 MB
Access Level
Open Access
Zuletzt Hochgeladen
2023-11-03T09:06:45Z
MD5 Prüfsumme
8e69dc61039a2cdf4008006048d1892a