PUB - Publikationen an der Universität Bielefeld

Der vorliegende Beitrag untersucht die Auswirkungen eines spezifischen marktförmigen Krisenzustands auf libertär-autoritäre, menschenfeindliche und rechte Einstellungen. Es zeigt sich, dass eine „entsicherte Marktförmigkeit“, d.h. eine starke Identifikation mit erfolgs- und wettbewerbsorientierten Leitbildern in Kombination mit einer wahrgenommener Entsicherung in Folge aktueller Krisen, einen libertären Autoritarismus befördert, der besonders anschlussfähig für Verschwörungsgläubigkeit, Demokratiemissachtung, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und rechte Ideologien ist.
Anhand der Daten lässt sich eine besonders relevante Gruppe identifizieren – die „entsichert Marktförmigen“. Sie setzt sich aus Personen zusammen, die einerseits stark an unternehmerischen Leitbildern, wie Konkurrenz- und Erfolgsdenken, Eigenverantwortlichkeit und Flexibilität orientiert sind und sich gleichzeitig durch die Krisen zunehmend entsichert fühlen. Diese Gruppe zeigt ein hohes Maß an Illiberalität und Demokratiegefährdung, Misstrauen gegenüber dem Establishment sowie den Medien. Sie sind wenig solidarisch gerade mit jenen, die den neoliberalen Erfolgsanrufungen nicht entsprechen. Mit knapp 20 % der deutschen Bevölkerung zeichnet sich eine rabiat marktförmig-libertäre Gruppe ab, die gerade durch ihre hohe Widerstandsbereitschaft und Gewaltbilligung gegenwärtig eine Gefahr für die Demokratie und den Zusammenhalt der Gesellschaft darstellt.