PUB - Publikationen an der Universität Bielefeld

**Hintergrund**
Im Rentenalter verbringen türkeistämmige Menschen oftmals längere Zeiträume in der Türkei. Mit höherem Alter steigt das Risiko, an chronischen Erkrankungen zu leiden. Pendeln chronisch erkrankte Menschen zwischen Deutschland und der Türkei, können Unregelmäßigkeiten in der medikamentösen und medizinischen Versorgung auftreten. Bisher fehlten genauere Untersuchungen hierzu. **Methode**
Mit älteren chronisch erkrankten türkeistämmigen Pendelmigrant*innen, Hausärzt*innen sowie Praxismitarbeiterinnen wurden qualitative Interviews zu Versorgungsbarrieren und -bedürfnissen durchgeführt. Die Daten wurden mittels der qualitativen Inhaltsanalyse nach Mayring ausgewertet. **Ergebnis**
Hinsichtlich ihrer medikamentösen und medizinischen Versorgung sind Pendelmigrant*innen teilweise mit sozialrechtlichen und kommunikationsbezogenen Barrieren konfrontiert, die die Nutzung der Gesundheitsversorgung in der Türkei erschweren oder verhindern. Manche Pendelmigrant*innen sind zudem nicht ausreichend über ihre Medikation aufgeklärt. Sprachbarrieren, Zeitmangel der Ärzt*innen und Diskriminierungserfahrungen der Patient*innen können die Versorgung in Deutschland beeinträchtigen. Eine ungeklärte Versorgungssituation der Pendelmigrant*innen in ihrem Herkunftsland kann bei Ärzt*innen zu ethischen Konflikten führen. Positiv wirken sich die Einbindung Angehöriger in die Versorgung, ein gutes ärztliches Vertrauensverhältnis und die frühzeitige Besprechung geplanter Türkeiaufenthalte auf die Versorgung aus. **Schlussfolgerungen**
Um die Versorgung für Pendelmigrant*innen verlässlich zu gestalten, sind Anpassungen transnationaler Versorgungsstrukturen sinnvoll. Ebenso sollte die hausärztliche Versorgung in Deutschland mit den erforderlichen Ressourcen ausgestattet werden, um der Zielgruppe bedarfsgerecht und diversitätssensibel begegnen zu können. Aktives ärztliches Abfragen von Reiseplänen und Unsicherheiten oder Unzufriedenheit im Zusammenhang mit der Medikation kann Unregelmäßigkeiten vorbeugen.

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**Background**
After retirement, people of Turkish origin often spend several months of the year in Turkey. With higher age, the risk of suffering from chronic diseases increases. During circular migration between Germany and Turkey, discontinuities may occur in the medication and medical care of chronic diseases. To date, there is a lack of in-depth analyses of barriers to medication and medical care of this group. **Methods**
Qualitative interviews regarding barriers and needs in medication and medical care in Turkey and Germany were conducted with elderly Turkish circular migrants suffering from chronic diseases, family physicians (FPs), and nurse assistants. The data were analyzed using qualitative content analysis according to Mayring. **Results**
Elderly Turkish migrants face various social, legislative, and communicative barriers regarding prescriptions and health care, which impede access to the Turkish health care system. Furthermore, some circular migrants are inadequately informed about their medication. Communication barriers, FPsʼ time shortages, and patientsʼ experiences with discrimination can impede care in Germany. An unclear care situation in the patientsʼ land of origin can lead to ethical conflicts in German FPs. The involvement of relatives in treatment planning, a good medical relationship between FPs and patients, and early discussion of planned stays in Turkey have a positive effect on care. **Conclusion**
To improve health care access for circular migrants, adaptations to transnational health care structures are required. FPs in Germany need to be equipped with the necessary resources to meet the needs of patients while respecting diversity. Active inquiries about travel plans and uncertainty or dissatisfaction regarding the patient’s medication in general can prevent discontinuities in medication.