Bonfadelli, Heinz, Fähnrich, Birte, Lüthje, Corinna, Milde, Jutta, Rhomberg, Markus und Schäfer, Mike S. (Hrsg.): Forschungsfeld Wissenschaftskommunikation

Reifegerste D (2017)
Publizistik 62(2): 219-221.

Zeitschriftenaufsatz | Veröffentlicht | Deutsch
 
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Wiesbaden: Springer VS 2017. 476 Seiten. Preis: € 69,99
Abstract / Bemerkung
Medial vermittelte Informationen aus der Wissenschaft bilden ein wichtiges Fundament moderner Wissens- und Mediengesellschaften. Die aktuellen politischen Entwicklungen und gesellschaftlichen Debatten zeigen allerdings, dass eine wissenschaftliche Fundierung hierbei keineswegs selbstverständlich ist. Umso wichtiger ist es für uns als Kommunikationswissenschaftler, den Transfer von wissenschaftlichem Wissen in die Gesellschaft (und auch die Ablehnung dieses Wissens) zu verstehen. Es gilt zu erforschen, wie und ob wissenschaftliche Ergebnisse in den Medien dargestellt und genutzt werden und inwieweit dies Entscheidungen von Einzelpersonen und politischen oder wirtschaftlichen Institutionen beeinflusst. Der Band Forschungsfeld Wissenschaftskommunikation liefert dazu einen wichtigen Beitrag. Den Herausgebern ist es gelungen, einen systematischen Überblick über den Forschungsstand der Kernthemen der Wissenschaftskommunikationsforschung zu geben. Im Vergleich zum 2012 erschienenen Handbuch Wissenschaftskommunikation von Beatrice Dernbach, Christian Kleinert und Herbert Münder, das sich praxisorientiert auf einzelne Anwendungsbeispiele aus den drei Ebenen Mikro, Meso und Makro beschränkte, werden hier sehr viel klarer die einzelnen Bereiche des Forschungsfeldes abgesteckt und Forschungsstände umfassend präsentiert. Nach den Erläuterungen zur Relevanz des Faches und Struktur des Buches leistet der zweite Teil des Bandes die historische und theoretische Einordnung des Forschungsfeldes, wobei sich letztere in Gesellschafts-, Organisations- und Handlungstheorien gliedern lässt. Damit werden auch die Anknüpfungspunkte an andere Disziplinen und andere Teildisziplinen der Kommunikationswissenschaft, wie PR und Organisationskommunikation, Journalismusforschung oder Rezeptions- und Wirkungsforschung deutlich. Der dritte Teil widmet sich den wissenschaftsinternen Kommunikationsprozessen. Dies zeigt, dass sich das Forschungsfeld nicht nur auf massenmediale und öffentliche Kommunikationsformen beschränkt, sondern sich auch mit informeller Kommunikation zur Publikationsvorbereitung und formalen Begutachtungsverfahren beschäftigt, die wichtige Vorstufen öffentlicher Debatten sind. Die Forschung zur Kommunikation wissenschaftlicher Akteure mit nicht-wissenschaftlichen Akteuren wird im vierten Teil präsentiert. Dabei wird neben der häufig erforschten massenmedialen und strategischen Kommunikation von Forschungseinrichtungen auch interpersonalen, halböffentlichen Formaten Raum gegeben, die in Museen oder als Events veranstaltet werden (z. B. „Offene Tage“ und „Lange Nächten“ des Wissens, Kinder-Unis und Science Slams). Im fünften Kapitel geht es um die Kommunikation über wissenschaftliche Ergebnisse, die traditionellerweise durch den Wissenschaftsjournalismus abgedeckt und von der Rolle und den Arbeitstechniken der Journalisten beeinflusst wird. Auch in diesem Teil wird das Forschungsfeld weiträumig abgesteckt. Neben den modernen Formen der Wissenschaftskommunikation in Online-Medien wird auch der populärkulturellen Darstellung von Wissenschaft (etwa in Unterhaltungsserien) Platz eingeräumt. Beide Bereiche sind zwar bisher wenig untersucht, erscheinen aber im Hinblick auf die Nutzung und Wirkung zunehmend relevant zu sein. Die Forschung zu einzelnen Themenbereichen wie Katastrophen und Risiken, Umwelt und Klima, Medizin und Gesundheit wird im sechsten Teil aufgezeigt. Der Band eignet sich einerseits für Leser, die einen Überblick über das Forschungsfeld gewinnen wollen, und andererseits für Interessierte, die den Zugang über eine bestimmte Kommunikationsform, einen bestimmten Akteur oder ein bestimmtes Thema suchen. Zudem leistet er einen wichtigen Beitrag zur Reflektion des wissenschaftlichen Selbstverständnisses und Handelns. Dafür erscheinen insbesondere die Beiträge von Alexander Görke und Markus Rhomberg, von Heinz Bonfadelli sowie von Andreas M. Scheu und Anna-Maria Volpers geeignet. Die ersten drei Autoren stellen wichtige Konzepte zur normativen Einordnung des Forschenden und der Entwicklung von Forschungsfragen vor, während sich Scheu und Volpers mit der Rolle der Sozial- und Geisteswissenschaften im öffentlichen Diskurs befassen. Insgesamt macht der Band die Etablierung und Ausdifferenzierung einer Teildisziplin der Kommunikationswissenschaft deutlich und leistet somit auch einen wichtigen Beitrag zur Institutionalisierung des Forschungszweigs Wissenschaftskommunikation innerhalb der Kommunikationswissenschaft (seit 2016 auch als Fachgruppe in der DGPuK). Dies wird auch durch die Biografien der Autoren und Autorinnen deutlich, allesamt renommiert in den unterschiedlichen Bereichen der Wissenschaftskommunikation. Da auch Leerstellen der Forschung aufgezeigt werden (vor allem im siebten Teil), bietet der Band zudem zahlreiche Anregungen für die weitere Forschung. Mit Forschungsfeld ist er mehr als treffend betitelt: intensiv untersuchte Gebiete werden ebenso aufgezeigt wie bisher wenig „besiedelte“ Bereiche und Neuland. Anders als in vielen anderen Überblicksbänden ist es den Herausgebern hier gelungen, eine hohe Stringenz und geringe Redundanz der Beiträge zu erreichen. So wurde der Forschungsstand in den 24 Beiträgen nicht nur zusammengetragen, sondern übersichtlich strukturiert. Das Layout erscheint (bis auf wenige Abbildungen) sehr ansprechend, wenngleich ein solches Schlüsselwerk auch ein Hardcover verdient hätte. Eine Neuauflage wird aufgrund der aktuellen politischen Entwicklungen vermutlich stärker auf ethische Aspekte der Wissenschaftskommunikation eingehen, sowohl auf Risiken und unerwünschte Effekte als auch auf Ablehnung oder Ignoranz wissenschaftlicher Befunde.
Erscheinungsjahr
2017
Zeitschriftentitel
Publizistik
Band
62
Ausgabe
2
Seite(n)
219-221
ISSN
0033-4006
eISSN
1862-2569
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2979692

Zitieren

Reifegerste D. Bonfadelli, Heinz, Fähnrich, Birte, Lüthje, Corinna, Milde, Jutta, Rhomberg, Markus und Schäfer, Mike S. (Hrsg.): Forschungsfeld Wissenschaftskommunikation. Publizistik. 2017;62(2):219-221.
Reifegerste, D. (2017). Bonfadelli, Heinz, Fähnrich, Birte, Lüthje, Corinna, Milde, Jutta, Rhomberg, Markus und Schäfer, Mike S. (Hrsg.): Forschungsfeld Wissenschaftskommunikation. Publizistik, 62(2), 219-221. https://doi.org/10.1007/s11616-017-0330-z
Reifegerste, Doreen. 2017. “Bonfadelli, Heinz, Fähnrich, Birte, Lüthje, Corinna, Milde, Jutta, Rhomberg, Markus und Schäfer, Mike S. (Hrsg.): Forschungsfeld Wissenschaftskommunikation”. Publizistik 62 (2): 219-221.
Reifegerste, D. (2017). Bonfadelli, Heinz, Fähnrich, Birte, Lüthje, Corinna, Milde, Jutta, Rhomberg, Markus und Schäfer, Mike S. (Hrsg.): Forschungsfeld Wissenschaftskommunikation. Publizistik 62, 219-221.
Reifegerste, D., 2017. Bonfadelli, Heinz, Fähnrich, Birte, Lüthje, Corinna, Milde, Jutta, Rhomberg, Markus und Schäfer, Mike S. (Hrsg.): Forschungsfeld Wissenschaftskommunikation. Publizistik, 62(2), p 219-221.
D. Reifegerste, “Bonfadelli, Heinz, Fähnrich, Birte, Lüthje, Corinna, Milde, Jutta, Rhomberg, Markus und Schäfer, Mike S. (Hrsg.): Forschungsfeld Wissenschaftskommunikation”, Publizistik, vol. 62, 2017, pp. 219-221.
Reifegerste, D.: Bonfadelli, Heinz, Fähnrich, Birte, Lüthje, Corinna, Milde, Jutta, Rhomberg, Markus und Schäfer, Mike S. (Hrsg.): Forschungsfeld Wissenschaftskommunikation. Publizistik. 62, 219-221 (2017).
Reifegerste, Doreen. “Bonfadelli, Heinz, Fähnrich, Birte, Lüthje, Corinna, Milde, Jutta, Rhomberg, Markus und Schäfer, Mike S. (Hrsg.): Forschungsfeld Wissenschaftskommunikation”. Publizistik 62.2 (2017): 219-221.
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