Die Pionierinnen der Pionierin. Zu Gerda Lerner: The Grimké Sisters from South Carolina. Pioneers for Women’s Rights and Abolition. Chapel Hill, University of North Carolina, 2004

Kallenberg V (2023)
Aschkenas : Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 33(2): 313-327.

Zeitschriftenaufsatz | Veröffentlicht | Deutsch
 
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Abstract / Bemerkung
This article traces the history of the double biography »The Grimké Sisters« (1967/2004) by Gerda Lerner, an American Jewish historian who, as a Viennese Jew, escaped Nazi Europe for the United States in 1939. Focusing on the history of the making of »The Grimké Sisters«, the essay analyzes Lerner’s book as ›life writing‹. It demonstrates Gerda Lerner‘s (1920–2013) becoming scholarly persona in the context of her self-interpretation of the Grimké Sisters as her own figures of identification and role model. By showing the nexus of African Americans’ rights and women’s rights in the Grimké sisters’ engagement, Gerda Lerner processed the own in the foreign. In doing so, Lerner’s interest in white abolitionism and the women’s rights movement in the 19th century U.S. echoes her multiple outsider and persecution experiences as a Jewish emigrant, left-wing feminist, and pioneer in Women’s history in the 20th century. Die Monographie »The Grimké Sisters from South Carolina. Pioneers for Women’s Rights and Abolition« (1967/2004) der US-amerikanischen Historikerin und österreichisch-jüdischen Emigrantin Gerda Lerner (1920–2013) behandelt den Lebensweg zweier US-amerikanischer Schwestern aus einer wohlhabenden ›Sklavenhalterfamilie‹ in South Carolina: die späteren Quäkerinnen Sarah Moore Grimké (1792–1873) und Angelina Emily Grimké (1805–1879), die sich als einzige weiße ›Südstaatenfrauen‹ der Abolitionismus- und der Frauenrechtsbewegung in den ›Nordstaaten‹ anschlossen. In diesem Beitrag steht die Intellectual History von Lerners »The Grimké Sisters« im Mittelpunkt, die als ›Life Writing‹ untersucht wird. Der Begriff ›Life Writing‹ dient hier als Oberbegriff für eine Vielzahl heterogener Gattungen, Formen und Medien des auto/biographisch geprägten Erzählens und der Selbstbeschreibung.[1] Dabei verstehe ich Life Writing-Ansätze so, dass weniger die Suche nach einem authentischen Selbst als Narrative der Selbstdeutung, Prozesse der Selbstverständigung und Aushandlungen von Selbstverhältnissen im Vordergrund stehen. Wie bei der neueren (Auto-)Biographieforschung werden Durchlässigkeit von Eigenem und Fremdem und ihr interaktiver Charakter hervorgehoben.[2] Dass dadurch die Grenze zwischen Autobiographie und Geschichtsschreibung als Gattungen aufgebrochen wird, legt Jaume Aurell nahe, der explizit als autobiographisch ausgewiesene Texte Gerda Lerners zugleich als historiographische Interventionen liest.[3] Umgekehrt lassen sich, so meine These, Momente aus Lerners biographischer Arbeit über andere als Echo ihres eigenen Lebens deuten, wie auch die Auseinandersetzung mit den historischen Personen die ›Scholarly Persona‹[4] Gerda Lerner formte.[5] Die Verflechtung zwischen Verfasserin und Forschungsgegenstand betrifft dabei eine Konstellation von jüdisch – nichtjüdisch (die Biographin auf der einen und die Biographierten auf der anderen Seite), und zwar auf zwei Ebenen. Erstens existieren Parallelen bezogen auf Lerners Auswahl der von ihr biographierten Frauen und ihrem eigenen Leben bzw. ihre Deutung der eigenen Lebensgeschichte. Zweitens war mit der Arbeit an und über die Schwestern Grimké Lerners Entwicklung von der politischen Aktivistin und Schriftstellerin österreichischer Herkunft zur US-amerikanischen Historikerin und Professorin für US-amerikanische Geschichte verbunden. Daher steht im Folgenden vor allem eine exemplarische Analyse des ersten Kapitels von Lerners historischer Biographie im Mittelpunkt. Zuvor gebe ich eine kurze Einführung zur Person Lerners und ihrer Entwicklung als Historikerin anhand der Entstehungsgeschichte von »The Grimké Sisters«, um darüber ihre Deutung der beiden Schwestern als eigene Identifikations- und Vorbildfiguren zu verdeutlichen. Grundlage meiner Analyse sind, neben gedruckten Texten, ungedruckte Quellen aus dem Nachlass.[6]

This article traces the history of the double biography >> The Grimk & eacute; Sisters << (1967/2004) by Gerda Lerner, an American Jewish historian who, as a Viennese Jew, escaped Nazi Europe for the United States in 1939. Focusing on the history of the making of >> The Grimk & eacute; Sisters <<, the essay analyzes Lerner's book as > life writing <. It demonstrates Gerda Lerner's (1920-2013) becoming scholarly persona in the context of her self-interpretation of the Grimk & eacute; Sisters as her own figures of identification and role model. By showing the nexus of African Americans' rights and women's rights in the Grimk & eacute; sisters' engagement, Gerda Lerner processed the own in the foreign. In doing so, Lerner's interest in white abolitionism and the women's rights movement in the 19th century U.S. echoes her multiple outsider and persecution experiences as a Jewish emigrant, left-wing feminist, and pioneer in Women's history in the 20th century.
Erscheinungsjahr
2023
Zeitschriftentitel
Aschkenas : Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden
Band
33
Ausgabe
2
Seite(n)
313-327
ISSN
1016-4987
eISSN
1865-9438
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2969332

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Kallenberg V. Die Pionierinnen der Pionierin. Zu Gerda Lerner: The Grimké Sisters from South Carolina. Pioneers for Women’s Rights and Abolition. Chapel Hill, University of North Carolina, 2004. Aschkenas : Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden . 2023;33(2):313-327.
Kallenberg, V. (2023). Die Pionierinnen der Pionierin. Zu Gerda Lerner: The Grimké Sisters from South Carolina. Pioneers for Women’s Rights and Abolition. Chapel Hill, University of North Carolina, 2004. Aschkenas : Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden , 33(2), 313-327. https://doi.org/10.1515/asch-2023-2016
Kallenberg, Vera. 2023. “Die Pionierinnen der Pionierin. Zu Gerda Lerner: The Grimké Sisters from South Carolina. Pioneers for Women’s Rights and Abolition. Chapel Hill, University of North Carolina, 2004”. Aschkenas : Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 33 (2): 313-327.
Kallenberg, V. (2023). Die Pionierinnen der Pionierin. Zu Gerda Lerner: The Grimké Sisters from South Carolina. Pioneers for Women’s Rights and Abolition. Chapel Hill, University of North Carolina, 2004. Aschkenas : Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 33, 313-327.
Kallenberg, V., 2023. Die Pionierinnen der Pionierin. Zu Gerda Lerner: The Grimké Sisters from South Carolina. Pioneers for Women’s Rights and Abolition. Chapel Hill, University of North Carolina, 2004. Aschkenas : Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden , 33(2), p 313-327.
V. Kallenberg, “Die Pionierinnen der Pionierin. Zu Gerda Lerner: The Grimké Sisters from South Carolina. Pioneers for Women’s Rights and Abolition. Chapel Hill, University of North Carolina, 2004”, Aschkenas : Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden , vol. 33, 2023, pp. 313-327.
Kallenberg, V.: Die Pionierinnen der Pionierin. Zu Gerda Lerner: The Grimké Sisters from South Carolina. Pioneers for Women’s Rights and Abolition. Chapel Hill, University of North Carolina, 2004. Aschkenas : Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden . 33, 313-327 (2023).
Kallenberg, Vera. “Die Pionierinnen der Pionierin. Zu Gerda Lerner: The Grimké Sisters from South Carolina. Pioneers for Women’s Rights and Abolition. Chapel Hill, University of North Carolina, 2004”. Aschkenas : Zeitschrift für Geschichte und Kultur der Juden 33.2 (2023): 313-327.
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