Geschlechter-spezifische Unterschiede bei Patienten und Patientinnen mit Thrombolysetherapie

Schäbitz M, Klein N, Wulff L, Kitsiou A, Klingebiel R, Friedrich A, Oertelt-Prigione S, Gerstner A, Simon O, Zuhorn F, Rogalewski A (2022)
In: Neurowoche 2022 - Abstracts. Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Ed); Berlin.

Kurzbeitrag Konferenz / Poster | Veröffentlicht | Deutsch
 
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Autor*in
Schäbitz, Marie; Klein, Nele; Wulff, Leonard; Kitsiou, AlkistiUniBi; Klingebiel, Randolf; Friedrich, AnjaUniBi; Oertelt-Prigione, SabineUniBi ; Gerstner, Anja; Simon, Ole; Zuhorn, Frédéric; Rogalewski, AndreasUniBi
herausgebende Körperschaft
Deutsche Gesellschaft für Neurologie
Abstract / Bemerkung
Hintergrund: In den letzten Jahren wurde die Bedeutung des ischämischen Schlaganfalls bei Frauen sowohl im klinischen als auch im öffentlichen Gesundheitswesen zunehmend erkannt. Frauen haben aufgrund höherer Lebenserwartung eine höhere Schlaganfallinzidenz, postmenopausal einen Anstieg der Schlaganfallinzidenz, häufigere SchlaganfallRezidive und eine höhere Mortalität. Frauen erhalten eine schlechtere Versorgungsqualität gemessen an Qualitätsparametern der Schlaganfallversorgung und werden seltener nach medikamentösen Leitlinien behandelt. Unerwartet ist auch, dass Frauen seltener eine Thrombolyse erhalten als Männer. Ziele: Ziel war es, Geschlechter-spezifische Analysen der Prozess- und Behandlungsparameter sowie des Langzeit-Outcome in einem Maximalversorgerkrankenhaus bei Patient*Innen mit systemischer Thrombolysetherapie bei ischämischem Schlaganfall durchzuführen. Methoden: Wir analysierten retrospektiv demographische Daten, klinische Behandlungsparameter, neuroradiologische Parameter einschließlich Infarktvolumen, -lokalisation und -morphologie sowie das Ausmaß der zerebralen Mikroangiopathie. Es wurden Qualitätsparameter aller thrombolysierten Patient*Innen (N=815; 47,6 % Frauen) in einem großen deutschen Maximalversorger-Klinikum zwischen 01/2017 und 06/2020 ausgewertet. Das Langzeitergebnis wurde mittels standardisierter Telefonbefragung evaluiert. Ergebnisse: Frauen waren in unserer Kohorte signifikant älter als Männer (78,3±12,5 versus 72,4±13,1 Jahre; p<0,001). Sie waren seltener innerhalb der ersten zwei Stunden nach Symptombeginn in der Klinik (62,7 % vs. 70,7 %, p=0,030). Die door-to-needle time (DNT) war bei Frauen höher als bei Männern (Unterschied im Median 5 Minuten; Z=3,228; p=0,001). Frauen hatten höhere NIHSS Scores bei Aufnahme (Median 6 vs. 5; Z=4,636; p<0,001), hatten seltener einen Diabetes mellitus (18,3 % vs. 28,3 %; p=0,001) und eine höhere Komplikationsrate (40,7 % vs. 31,6 %; p=0,001). Es wurde bei Frauen seltener ein MRT durchgeführt (29,6 % vs. 40,8 %; p=0,001), jedoch häufiger bei durchgeführtem MRT ein Infarkt nachgewiesen (37,4 % vs. 25,9 %; p=0,037). Die Verlaufsparameter - gemessen mittels modified Rankin Scale sowie einem standardisierten, präferenzbasierten Verfahren zur Erhebung des Gesundheitszustands in fünf Dimension (EQ-5D-5LIndex) - ergab ein signifikant schlechteres Langzeit-Outcome bei Frauen. Aufgrund des signifikanten Altersunterschiedes erfolgten Alters-korrigierte Analysen. In der Gruppe der Patienten und Patientinnen bis einschließlich 78 Jahre (Median der Gesamtpopulation) hatten Frauen seltener einen Diabetes mellitus (16,8 % vs. 26,7 %; p=0,018) und häufiger einen Infarktnachweis im MRT (ohne Unterschied in der Häufigkeit der Durchführung) (38,3 % vs. 25,8 %; p=0,039). Bei Patienten und Patientinnen im Alter von 79-86 Jahren ohne Altersunterschied zwischen den Geschlechtergruppen zeigten Frauen einen signifikant höheren Anteil an kryptogenen Schlaganfällen (35,7 % vs. 14,0 %; p=0,002). Darüber hinaus hatten Frauen eine längere DNT (Median 46 vs. 37 Minuten; Z=2,815; p=0,005), hatten seltener einen Diabetes mellitus (17,4 % vs. 31,4 %; p=0,012), wiesen unterschiedliche Grade der zerebralen Mikroangiopathie auf (Abbildung 1) und zeigten ein schlechteres Langzeit-Outcome, gemessen am EQ-5D-5L-Index (Median 0,550 vs. 0,865; p=0,021). Schlussfolgerungen: Diese Studie zeigt, dass im klinischen Alltag signifikante Geschlechter-spezifische Unterschiede in der präklinischen und intrahospitalen Schlaganfallversorgung existieren. Diese sind zu einem gewissen Teil durch ein höheres Alter bei Frauen erklärbar. Alterskorrigiert weisen insbesondere ältere Frauen nach einer intravenösen Thrombolyse ein schlechteres Langzeitergebnis auf. Die Unterschiede beinhalten die DNT, die ätiologische Klassifikation und setzen sich im Langzeitergebnis fort. Diese Daten sind von großer Relevanz, um Frauen eine gleichwertige Qualität der Behandlung zu ermöglichen. Diese Daten legen nahe, die Prozesse auf Ursachen der Geschlechter-spezifischen Unterschiede zu überprüfen und diese – sofern möglich - zu korrigieren.
Erscheinungsjahr
2022
Titel des Konferenzbandes
Neurowoche 2022 - Abstracts
Art.-Nr.
159
Konferenz
Neurowoche 2022
Konferenzort
Berlin
Konferenzdatum
2022-11-01 – 2022-11-05
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2967009

Zitieren

Schäbitz M, Klein N, Wulff L, et al. Geschlechter-spezifische Unterschiede bei Patienten und Patientinnen mit Thrombolysetherapie. In: Deutsche Gesellschaft für Neurologie, ed. Neurowoche 2022 - Abstracts. Berlin; 2022.
Schäbitz, M., Klein, N., Wulff, L., Kitsiou, A., Klingebiel, R., Friedrich, A., Oertelt-Prigione, S., et al. (2022). Geschlechter-spezifische Unterschiede bei Patienten und Patientinnen mit Thrombolysetherapie. In Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Ed.), Neurowoche 2022 - Abstracts Berlin.
Schäbitz, Marie, Klein, Nele, Wulff, Leonard, Kitsiou, Alkisti, Klingebiel, Randolf, Friedrich, Anja, Oertelt-Prigione, Sabine, et al. 2022. “Geschlechter-spezifische Unterschiede bei Patienten und Patientinnen mit Thrombolysetherapie”. In Neurowoche 2022 - Abstracts, ed. Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Berlin: 159.
Schäbitz, M., Klein, N., Wulff, L., Kitsiou, A., Klingebiel, R., Friedrich, A., Oertelt-Prigione, S., Gerstner, A., Simon, O., Zuhorn, F., et al. (2022). “Geschlechter-spezifische Unterschiede bei Patienten und Patientinnen mit Thrombolysetherapie” in Neurowoche 2022 - Abstracts, Deutsche Gesellschaft für Neurologie ed. (Berlin).
Schäbitz, M., et al., 2022. Geschlechter-spezifische Unterschiede bei Patienten und Patientinnen mit Thrombolysetherapie. In Deutsche Gesellschaft für Neurologie, ed. Neurowoche 2022 - Abstracts. Berlin.
M. Schäbitz, et al., “Geschlechter-spezifische Unterschiede bei Patienten und Patientinnen mit Thrombolysetherapie”, Neurowoche 2022 - Abstracts, Deutsche Gesellschaft für Neurologie, ed., Berlin: 2022.
Schäbitz, M., Klein, N., Wulff, L., Kitsiou, A., Klingebiel, R., Friedrich, A., Oertelt-Prigione, S., Gerstner, A., Simon, O., Zuhorn, F., Rogalewski, A.: Geschlechter-spezifische Unterschiede bei Patienten und Patientinnen mit Thrombolysetherapie. In: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (ed.) Neurowoche 2022 - Abstracts. Berlin (2022).
Schäbitz, Marie, Klein, Nele, Wulff, Leonard, Kitsiou, Alkisti, Klingebiel, Randolf, Friedrich, Anja, Oertelt-Prigione, Sabine, Gerstner, Anja, Simon, Ole, Zuhorn, Frédéric, and Rogalewski, Andreas. “Geschlechter-spezifische Unterschiede bei Patienten und Patientinnen mit Thrombolysetherapie”. Neurowoche 2022 - Abstracts. Ed. Deutsche Gesellschaft für Neurologie. Berlin, 2022.

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