Mikrobiom und Allergieentstehung
Nau T, Mueller A, Uebner H, Hamelmann E (2022)
Allergologie 45(6): 397-408.
Zeitschriftenaufsatz
| Veröffentlicht | Deutsch
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Autor*in
Nau, T.;
Mueller, A.;
Uebner, H.;
Hamelmann, EckardUniBi
Alternativer Titel
Microbiome and the development of allergies
Abstract / Bemerkung
The microbiome and its metabolites play an important role in the development of allergies. Since the first description of the "farm effect", many new insights have been gained, but at the same time many questions are still open, and a preventive formula is still a long way ahead. Finding this formula is a central scientific task in this decade. The current state of knowledge already shows that the development of the immune system and the unfolding of the microbiome are closely linked at the beginning of life, first and foremost in the intestine. Dysbiosis or disturbances in the development of the gut microbiota in early childhood contribute to an increased risk of atopy or asthma in later childhood. In the PASTURE study, the maturation of the gut microbiome and the presence of certain microbiome metabolites in the first year of life have been shown to play a significant role in the asthma-protective effect observed in earlier farm studies in children. These studies showed that changes in overall bacterial composition are far more important than the role and presence of individual taxa. Via a gut-lung immune axis, microbial communities appear to be asthma-protective. Relevant microbial metabolites include short-chain fatty acids (SCFA) such as butyrate, which are thought to have particular immunomodulatory roles. Both metabolites have anti-inflammatory and immunomodulatory effects and can thereby reduce inflammatory responses. Products of microbial carbohydrate metabolism may also be protective and are currently being studied in more detail. Overall, it is clear that preventive measures should take place in the first year of life, when the gut microbiome is particularly malleable and susceptible to change. Research on allergy prevention is not standing still, but so far only a few clear recommendations for action can be made. For example, the benefits of the frequently discussed prebiotics and probiotics with regard to allergy prevention are the subject of controversial debate, as the available studies are still somewhat sparse. The highly exciting studies on the role of lipocalins (for example, ss-lactoglobulin), lipopolysaccharide, bacterial lysates, an active ingredient from larval products of the helminth Heligmosomoides polygyrus bakeri, and fungi also look promising and give rise to hope for an effective allergy prevention strategy.
Das Mikrobiom und seine Metabolite spielen eine wichtige Rolle in der Entstehung von Allergien. Seit der Erstbeschreibung des „Bauernhof-Effekts“ konnten bereits zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen werden, gleichzeitig sind noch immer viele Fragen offen und eine Art präventive Formel ist noch in weiter Ferne. Diese zu finden, ist in diesem Jahrzehnt eine zentrale wissenschaftliche Aufgabe. Der heutige Wissensstand gibt bereits wieder, dass zu Beginn des Lebens die Entwicklung des Immunsystems und die Entfaltung des Mikrobioms eng miteinander verknüpft sind, allen voran im Darm. Eine Dysbiose bzw. Störungen der Entwicklung der Darmmikrobiota in der frühen Kindheit tragen zu einem erhöhten Atopie- bzw. Asthmarisiko im späteren Kindesalter bei. Mittels der PASTURE-Studie konnte gezeigt werden, dass die Reifung des Darm-Mikrobioms und das Vorhandensein bestimmter Mikrobiom-Metabolite im ersten Lebensjahr einen bedeutenden Anteil am asthmaprotektiven Effekt haben, der in den früheren Bauernhofstudien bei Kindern beobachtet werden konnte. Diese Studien zeigten, dass Veränderungen der bakteriellen Gesamtzusammensetzung weitaus wichtiger sind als die Rolle und Präsenz einzelner Taxa. Über eine Darm-Lungen-Immun-Achse scheinen mikrobielle Gemeinschaften asthmaprotektiv wirken zu können. Relevante mikrobielle Metabolite sind unter anderem kurzkettige Fettsäuren (SCFA) wie Butyrat, denen eine besondere immunmodulatorische Rolle beigemessen wird. Beide Metabolite wirken antiinflammatorisch und immunmodulatorisch und können dadurch Entzündungsreaktionen reduzieren. Auch Produkte des mikrobiellen Kohlenhydratstoffwechsels können eine protektive Wirkung haben und werden aktuell genauer untersucht. Insgesamt wird deutlich, dass Präventionsmaßnahmen im ersten Lebensjahr stattfinden sollten, wenn das Darm-Mikrobiom besonders formbar und beinflussbar für Veränderungen ist. Die Forschung zur Allergieprävention steht nicht still, allerdings lassen sich bislang nur wenige konkrete Handlungsempfehlungen aussprechen. So wird zum Beispiel der Nutzen der oft thematisierten Prä- und Probiotika im Hinblick auf die Allergieprävention kontrovers diskutiert, da die Studienlage noch recht dünn ist. Auch die spannenden Studien zur Rolle von Lipocalinen (z. B. ß-Lactoglobulin), Lipopolysaccharid, bakteriellen Lysaten, einem Wirkstoff aus Larven des Wurmparasiten Heligmosomoides polygyrus bakeri und Pilzen machen einen vielversprechenden Eindruck und geben Anlass zur Hoffnung auf kommende effektive Allergiepräventionsstrategien.
Das Mikrobiom und seine Metabolite spielen eine wichtige Rolle in der Entstehung von Allergien. Seit der Erstbeschreibung des „Bauernhof-Effekts“ konnten bereits zahlreiche neue Erkenntnisse gewonnen werden, gleichzeitig sind noch immer viele Fragen offen und eine Art präventive Formel ist noch in weiter Ferne. Diese zu finden, ist in diesem Jahrzehnt eine zentrale wissenschaftliche Aufgabe. Der heutige Wissensstand gibt bereits wieder, dass zu Beginn des Lebens die Entwicklung des Immunsystems und die Entfaltung des Mikrobioms eng miteinander verknüpft sind, allen voran im Darm. Eine Dysbiose bzw. Störungen der Entwicklung der Darmmikrobiota in der frühen Kindheit tragen zu einem erhöhten Atopie- bzw. Asthmarisiko im späteren Kindesalter bei. Mittels der PASTURE-Studie konnte gezeigt werden, dass die Reifung des Darm-Mikrobioms und das Vorhandensein bestimmter Mikrobiom-Metabolite im ersten Lebensjahr einen bedeutenden Anteil am asthmaprotektiven Effekt haben, der in den früheren Bauernhofstudien bei Kindern beobachtet werden konnte. Diese Studien zeigten, dass Veränderungen der bakteriellen Gesamtzusammensetzung weitaus wichtiger sind als die Rolle und Präsenz einzelner Taxa. Über eine Darm-Lungen-Immun-Achse scheinen mikrobielle Gemeinschaften asthmaprotektiv wirken zu können. Relevante mikrobielle Metabolite sind unter anderem kurzkettige Fettsäuren (SCFA) wie Butyrat, denen eine besondere immunmodulatorische Rolle beigemessen wird. Beide Metabolite wirken antiinflammatorisch und immunmodulatorisch und können dadurch Entzündungsreaktionen reduzieren. Auch Produkte des mikrobiellen Kohlenhydratstoffwechsels können eine protektive Wirkung haben und werden aktuell genauer untersucht. Insgesamt wird deutlich, dass Präventionsmaßnahmen im ersten Lebensjahr stattfinden sollten, wenn das Darm-Mikrobiom besonders formbar und beinflussbar für Veränderungen ist. Die Forschung zur Allergieprävention steht nicht still, allerdings lassen sich bislang nur wenige konkrete Handlungsempfehlungen aussprechen. So wird zum Beispiel der Nutzen der oft thematisierten Prä- und Probiotika im Hinblick auf die Allergieprävention kontrovers diskutiert, da die Studienlage noch recht dünn ist. Auch die spannenden Studien zur Rolle von Lipocalinen (z. B. ß-Lactoglobulin), Lipopolysaccharid, bakteriellen Lysaten, einem Wirkstoff aus Larven des Wurmparasiten Heligmosomoides polygyrus bakeri und Pilzen machen einen vielversprechenden Eindruck und geben Anlass zur Hoffnung auf kommende effektive Allergiepräventionsstrategien.
Stichworte
allergy prevention;
microbiome;
microbial metabolites;
probiotics;
prebiotics;
asthma;
atopic eczema
Erscheinungsjahr
2022
Zeitschriftentitel
Allergologie
Band
45
Ausgabe
6
Seite(n)
397-408
ISSN
0344-5062
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2965248
Zitieren
Nau T, Mueller A, Uebner H, Hamelmann E. Mikrobiom und Allergieentstehung. Allergologie. 2022;45(6):397-408.
Nau, T., Mueller, A., Uebner, H., & Hamelmann, E. (2022). Mikrobiom und Allergieentstehung. Allergologie, 45(6), 397-408. https://doi.org/10.5414/ALX02352
Nau, T., Mueller, A., Uebner, H., and Hamelmann, Eckard. 2022. “Mikrobiom und Allergieentstehung”. Allergologie 45 (6): 397-408.
Nau, T., Mueller, A., Uebner, H., and Hamelmann, E. (2022). Mikrobiom und Allergieentstehung. Allergologie 45, 397-408.
Nau, T., et al., 2022. Mikrobiom und Allergieentstehung. Allergologie, 45(6), p 397-408.
T. Nau, et al., “Mikrobiom und Allergieentstehung”, Allergologie, vol. 45, 2022, pp. 397-408.
Nau, T., Mueller, A., Uebner, H., Hamelmann, E.: Mikrobiom und Allergieentstehung. Allergologie. 45, 397-408 (2022).
Nau, T., Mueller, A., Uebner, H., and Hamelmann, Eckard. “Mikrobiom und Allergieentstehung”. Allergologie 45.6 (2022): 397-408.
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