Die Perspektive von Kindern auf aktiven Transport: Ergebnisse einer qualitativen Studie zur Erfassung der Bedürfnisse von Grundschulkindern
Landwehr J, Kolip P (2021)
Prävention und Gesundheitsförderung 16(2): 110-115.
Hintergrund: Die Förderung des aktiven Transports, insbesondere im Nahbereich, gilt als wichtiger Schlüssel zur Reduktion kindlichen Übergewichts. Für eine effektive Bewegungsförderung gilt die partizipative Interventionsentwicklung als wichtiges Qualitätsmerkmal. Bislang werden Kinder aber selten einbezogen.
Ziel der Arbeit: Ziel der Studie ist es, die Bedürfnisse von Grundschulkindern in Bezug auf die Nahmobilität zu erfassen.
Material und Methoden: Zur Erfassung der kindlichen Perspektive wurde die Methode Photovoice genutzt: 18 Kinder einer 3. Schulklasse (9 weiblich, 9 männlich) machten mit einer Kamera 5 Fotos zur eigenen Nahmobilität. In anschließenden Gruppeninterviews à 4–5 Kinder dienten die Fotos als Gesprächsanreiz. Die Interviews wurden transkribiert und inhaltsanalytisch ausgewertet.
Ergebnisse: Die befragten Kinder befürworten es, Wege aktiv zurückzulegen. Die Erreichbarkeit von z. B. Läden, Spielplätzen und Freunden ist ihnen wichtig. Sie wird aber von Hindernissen und Umwegen erschwert. Auch der Aspekt der Sicherheit wird von ihnen betont. Regelverstöße von Erwachsenen (Überfahren roter Ampeln, Geschwindigkeitsüberschreitungen) werden als gefährlich wahrgenommen. Die befragten Kinder formulieren kreative Ideen für Infrastrukturmaßnahmen, einschließlich des Ausbaus von Fahrradwegen. Mit diesen könnte aus ihrer Sicht das Fahrrad als Fortbewegungsmittel auch für Erwachsene attraktiver werden.
Diskussion: Die Studie belegt das große Bedürfnis von Grundschulkindern an eigenständiger Mobilität. Die Gewährleistung ihrer Sicherheit ist ihnen ein großes Anliegen. Der Systemvorteil des Fahrrades in der Nahmobilität kann aus ihrer Sicht durch Infrastrukturmaßnahmen deutlich gestärkt werden.
Background: The promotion of active transport, especially in nearby surroundings, is regarded a key factor in reducing childhood obesity. Participatory intervention development is an important quality attribute for effective physical activity promotion. So far, children have rarely been included.
Objectives: The aim of this study is to record the needs of primary school children in terms of their local mobility.
Materials and methods: The photovoice method was used to record each child’s perspective: 18 children from a third grade of primary school (9 f, 9 m) took five photos of their local mobility with a digital camera. In subsequent group interviews of 4–5 children, these photos served as an incentive to talk. The interviews were transcribed and evaluated with content analysis.
Results: The interviewed children are in favour of actively covering distances. The accessibility of, for example, shops, playgrounds and friends are important to them. But obstacles and detours make it more difficult. Moreover, they emphasize the aspect of safety. Violation of rules by adults (driving over red traffic lights, exceeding the speed limit) are perceived as dangerous. The interviewed children formulated creative ideas for infrastructure measures, including the expansion of cycle paths. In their view, these could make the bicycle more attractive as a means of transportation for both children and adults.
Conclusions: The study shows the great desire of primary school children for independent mobility. Ensuring their safety is very important to them. From their point of view, the system advantage of the bicycle in daily transport can be significantly strengthened through infrastructure measures.Zitieren
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