„Lavabo in innocentia manus meas...“ Zwischen Schuldanerkennung und Schuldabwehr. Händewaschen im christlichen Kult

Schumacher M (2019)
In: Handgebrauch. Geschichten von der Hand aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Jütte R, Schmitz-Esser R (Eds); Paderborn: Wilhelm Fink: 59-77.

Sammelwerksbeitrag | Veröffentlicht | Deutsch
 
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Herausgeber*in
Jütte, Robert; Schmitz-Esser, Romedio
Abstract / Bemerkung
Wenn Pontius Pilatus am Ende des Prozesses gegen Jesus seine „Hände in Unschuld wäscht“ (Mt. 27,24), dann zitiert er damit ein altjüdisches Entsühnungsritual für einen unaufgeklärten Mord (vgl. Dt. 21,7). Es ist sowohl eine Form der Unschuldsbeteuerung als auch zugleich das Eingeständnis, dass hier Unrecht geschieht oder geschehen ist (‚Blut an der Hand klebt‘). Das gilt auch für Rolf Hochhuths Drama ‚Der Stellvertreter‘, in dem Papst Pius XII. sich die Hände wäscht angesichts der von ihm nicht öffentlich angeprangerten Naziverbrechen. Zwischen diesen beiden Polen der Schuldabwehr und der Anerkennung von Schuld, so die These des Beitrags, bewegen sich die Handwaschungen im christlichen Kult. Nach der frühchristlichen Ablehnung des Händewaschens als einem Reinigungsritus, mit dem nach ‚Befleckungen‘ verschiedenster Art Kultfähigkeit (wieder)hergestellt werden sollte, halten seit dem früheren Mittelalter Handwaschungen Einzug auch in die christliche Liturgie. Dabei ist einmal eine enge Verbindung mit dem Zölibatsdiskurs und damit eine Reduktion auf geschlechtliche ‚Befleckung’ zu beobachten: Nur noch sexuell enthaltsam lebende Priester dürfen mit ihren ‚reinen Händen‘ die Eucharistie berühren. Und zum anderen gehen mit der Integration von Reinigungsriten in die Hl. Messe spirituelle Auslegungen einher, die betonen, dass es auf die Bedeutung ankomme, nicht (wie dem Judentum unterstellt wird) auf den äußeren Akt. Exemplarisch zeigt der Beitrag solche Allegoresen des liturgischen Händewaschens am ‚Rationale divinorum officiorum‘ des Wilhelm Durandus auf, wo es in doppelter Funktion gedeutet wird: als Aufforderung an den Priester, die eigene Sündhaftigkeit einzugestehen, wie auch als eine an Pilatus erinnernde Unschuldsbeteuerung, nicht für den Tod Jesu verantwortlich zu sein, dessen Gedächtnis die Hl. Messe feiert.
Erscheinungsjahr
2019
Buchtitel
Handgebrauch. Geschichten von der Hand aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit
Seite(n)
59-77
ISBN
978-3-7705-6362-3
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2933629

Zitieren

Schumacher M. „Lavabo in innocentia manus meas..“ Zwischen Schuldanerkennung und Schuldabwehr. Händewaschen im christlichen Kult. In: Jütte R, Schmitz-Esser R, eds. Handgebrauch. Geschichten von der Hand aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Paderborn: Wilhelm Fink; 2019: 59-77.
Schumacher, M. (2019). „Lavabo in innocentia manus meas..“ Zwischen Schuldanerkennung und Schuldabwehr. Händewaschen im christlichen Kult. In R. Jütte & R. Schmitz-Esser (Eds.), Handgebrauch. Geschichten von der Hand aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit (pp. 59-77). Paderborn: Wilhelm Fink. https://doi.org/10.30965/9783846763629_005
Schumacher, Meinolf. 2019. “„Lavabo in innocentia manus meas..“ Zwischen Schuldanerkennung und Schuldabwehr. Händewaschen im christlichen Kult”. In Handgebrauch. Geschichten von der Hand aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit, ed. Robert Jütte and Romedio Schmitz-Esser, 59-77. Paderborn: Wilhelm Fink.
Schumacher, M. (2019). “„Lavabo in innocentia manus meas..“ Zwischen Schuldanerkennung und Schuldabwehr. Händewaschen im christlichen Kult” in Handgebrauch. Geschichten von der Hand aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit, Jütte, R., and Schmitz-Esser, R. eds. (Paderborn: Wilhelm Fink), 59-77.
Schumacher, M., 2019. „Lavabo in innocentia manus meas..“ Zwischen Schuldanerkennung und Schuldabwehr. Händewaschen im christlichen Kult. In R. Jütte & R. Schmitz-Esser, eds. Handgebrauch. Geschichten von der Hand aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Paderborn: Wilhelm Fink, pp. 59-77.
M. Schumacher, “„Lavabo in innocentia manus meas..“ Zwischen Schuldanerkennung und Schuldabwehr. Händewaschen im christlichen Kult”, Handgebrauch. Geschichten von der Hand aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit, R. Jütte and R. Schmitz-Esser, eds., Paderborn: Wilhelm Fink, 2019, pp.59-77.
Schumacher, M.: „Lavabo in innocentia manus meas..“ Zwischen Schuldanerkennung und Schuldabwehr. Händewaschen im christlichen Kult. In: Jütte, R. and Schmitz-Esser, R. (eds.) Handgebrauch. Geschichten von der Hand aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit. p. 59-77. Wilhelm Fink, Paderborn (2019).
Schumacher, Meinolf. “„Lavabo in innocentia manus meas..“ Zwischen Schuldanerkennung und Schuldabwehr. Händewaschen im christlichen Kult”. Handgebrauch. Geschichten von der Hand aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Ed. Robert Jütte and Romedio Schmitz-Esser. Paderborn: Wilhelm Fink, 2019. 59-77.
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