PUB - Publikationen an der Universität Bielefeld

Der folgende Aufsatz analysiert chinesische sozialwissenschaftliche Diskurse über Sozialstruktur, mit einem Schwerpunkt auf Debatten um die Pluralisierung von Konsumstilen in China. Auf Grundlage einer Diskursanalyse sozialwissenschaftlicher Texte wird argumentiert, dass Pluralisierungsdebatten in China nicht einfach auf eine Transformation von Sozialstrukturen reagieren. Vielmehr sind die Sozialwissenschaften in ein staatliches und oft sozialtechnokratisches Projekt eingebunden, das sich die „Modernisierung“ des Landes und der Bevölkerung als explizites Ziel gesetzt hat. Sozialwissenschaftler/innen fordern den Staat dazu auf, Pluralisierung zu fördern oder herbeizuführen, weil diese der Modernisierung der Wirtschaft und der chinesischen Individuen dienlich sei. Zudem entwickeln sie neue, auf urbane Mittelschichten, Lebensstile und Pluralität fokussierte statistische Beobachtungsmethoden, die eine pluralisierte Bevölkerung als Objekt wissenschaftlichen und staatlich-bürokratischen Wissens konstruieren. Dieses neue Interesse an Pluralisierung stellt einerseits einen Bruch mit maoistischen Diskursen sozialer Ungleichheit dar, wird andererseits aber dem Projekt der Modernisierung Chinas untergeordnet, das sich kontinuierlich als Ziel politischer Bemühungen durch chinesische Diskurse des 20. Jahrhunderts zieht.