In Vorurteilen gegenüber türkischen Jugendlichen vereint?

Babka von Gostomski C (2006)
Bielefeld (Germany): Bielefeld University.

Bielefelder E-Dissertation | Deutsch
 
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Autor*in
Babka von Gostomski, Christian
Gutachter*in / Betreuer*in
Heitmeyer, Wilhelm (Prof. Dr.)
Alternativer Titel
Prejudices towards Turkish adolescents
Abstract / Bemerkung
In this work three lines of research are combined: integration research, prejudice research and longitudinal research. First the question of integration is considered. How integrated are late migrants from the former Soviet Union and Poland (Aussiedler) in the German society? These two groups are compared with adolescents of German origin. Secondly it is examined how late migrants from the former Soviet Union and Poland perceive adolescents of Turkish origin: Do late migrants from the former Soviet Union and Poland have a different perception of Turkish adolescents compared to German adolescents? Thirdly the dynamics of integration processes and the possibility of a change of prejudices in the course of life are considered. The theoretical framework is the theory of disintegration. Its main assumption runs as follows: With the degree of failing integration the susceptibility of negative attitudes towards Turkish adolescents rises. The empirical analysis focuses on 2.972 adolescents from three different backgrounds: 784 late migrants from the former Soviet Union, 405 late migrants from Poland and 1.783 native Germans. In 2001 they were all attending schools (10th grade) in North Rhine-Westphalia, Germany. The data have been collected by the Youth Panel of the Institute for Interdisciplinary Research on Conflict and Violence (IKG) from 2001 to 2003. With the accumulation of risk factors hindering integration in the past there were more risk factors in the corresponding integration sphere one or two years later. Most of the adolescents were not or just very little affected by risk factors during the three years. Therefore they remained at the same "integration level" which they had in 2001. Concerning the development of integration a rather gradual improvement than a massive increase of risk factors can be stated in the observed three years. The accumulation of risk factors on different dimensions leading to insufficient integration in Germany increases the risk of prejudices towards Turkish adolescents. Direct interaction with Turkish adolescents has a big influence on the development of the two empirically ascertained attitude dimensions: If common leisure activities were shared with Turkish adolescents, if no victim experiences caused by Turkish adolescents occurred, if there were no situations in which disadvantages in comparison with Turkish adolescents are perceived and if the interviewed persons were treated with respect by their Turkish contemporaries, then the Turkish adolescents are seen in an appealing way (attitude dimension 1) and it also becomes more likely that the opinion is rejected that Turkish adolescents had advantages and one had to be afraid of shared resources with them (attitude dimension 2). Besides these factors there are in particular correlations between the attitude dimensions and the social-structural dimension of integration: The more risk factors appeared during the years 2001 to 2003, the less the rejection of negative attitudes towards Turkish adolescents in 2003. Adolescents permanently threatened in their social-structural position oppose tendentious less strongly to the opinion that Turkish adolescents had advantages and that one had to be afraid of shared resources with them. In summary the results show that aspects of integration into the German society contribute to the question, whether prejudices towards Turkish young people emerge or not.

Die Arbeit verknüpft drei Forschungsrichtungen: Integrations-, Vorurteils- und Längsschnittforschung. Erstens wird die Frage der Integration von nach Deutschland zugewanderten Aussiedler-Jugendlichen aus den Staaten der ehemaligen Sowjetunion und aus Polen in die bundesrepublikanische Gesellschaft behandelt. Bei der Bearbeitung der Frage der Integration werden Jugendliche deutscher Herkunft komparativ zu den beiden zugewanderten Gruppen betrachtet. Zweitens wird untersucht, wie polnische und GUS-Aussiedler-Jugendliche in Deutschland lebende Jugendliche türkischer Herkunft wahrnehmen. Haben Aussiedler-Jugendliche eine grundsätzlich andere Wahrnehmung zu türkischen Jugendlichen als deutsche Jugendliche? Drittens finden die Dynamik von Integrationsprozessen und die Möglichkeit der Veränderung von Vorurteilen im Laufe des Lebens Berücksichtigung. Ausgehend vom Desintegrationsansatz werden für die Untersuchung der oben angesprochenen Fragestellungen Hypothesen generiert und einer empirischen Überprüfung zugeführt. Dem Desintegrationsansatz ist inhärent, dass die Frage der Integration mit der der Vorurteilsbildung gekoppelt wird. Handlungsleitend für die Arbeit ist die Annahme, dass mit dem Grad des Misslingens von Integration die Anfälligkeit für negative Einstellungen gegenüber türkischen Jugendlichen steigt. Für die empirischen Analysen werden Daten des IKG-Jugendpanels 2001-2003 mit 784 GUS-Aussiedler-Jugendlichen, 405 Aussiedler-Jugendlichen aus Polen und 1.783 Jugendlichen deutscher Herkunft verwendet. Sie wurden in den Jahren 2001, 2002 und 2003 erhoben. Bei der ersten Befragung besuchten alle Jugendlichen Haupt-, Real-, Gesamtschulen und Gymnasien im zehnten Schuljahr. Das IKG-Jugendpanel 2001-2003 ist für diese Kohorte derzeit in Deutschland der einzige Datensatz, anhand dessen die oben angeführte Verkopplung von Integrations- und Vorurteilsforschung longitudinal, komparativ für die drei Gruppen unterschiedlicher Herkunft und mit einer großen Fallzahl überprüft werden kann. Im Zeitverlauf bestätigt sich die Hypothese, dass mit der Häufung von Integrationsgefährdungen in der Vergangenheit auch mehr Gefährdungen in der entsprechenden Integrationssphäre ein oder zwei Jahre später vorlagen. Da die meisten Jugendlichen in den Integrationssphären in der Regel in den drei Jahren von keinen oder wenigen Gefährdungen betroffen waren, verharren viele über die drei Jahre auf etwa dem "Integrationsniveau" mit wenigen Gefährdungen, das sie schon im Jahre 2001 hatten. Hinsichtlich der Integration sind eher graduelle Verbesserungen denn massive Zunahmen der Gefährdungen in dem beobachteten Dreijahreszeitraum zu konstatieren. Der Grad der Gefährdung der Integration der Jugendlichen steht im Zusammenhang mit Vorurteilen gegenüber türkischen Jugendlichen. Das unmittelbare Interagieren mit türkischen Jugendlichen hat einen vergleichsweise großen Einfluss auf die Ausbildung der zwei empirisch ermittelten Einstellungsdimensionen: Je mehr gemeinsame Freizeitaktivitäten mit türkischen Jugendlichen geteilt wurden, je weniger Opfererfahrungen verursacht durch türkische Jugendliche vorkamen, je weniger Benachteiligungssituationen sich gegenüber türkischen Jugendlichen einstellten und je mehr Achtung die Befragten von ihren türkischen Altersgenossen erfuhren, desto sympathischer werden türkische Jugendlichen gesehen (Einstellungsdimension 1) und desto wahrscheinlicher wird es auch, dass die Meinung, dass türkische Jugendliche Vorteile hätten und man sich vor einer Ressourcenteilung mit ihnen fürchten müsse (Einstellungsdimension 2), zurückgewiesen wird. Aber auch wenn man solche vergleichsweise nahe an den Vorurteilen gegenüber türkischen Jugendlichen gemessenen Variablen nicht bei der Konstruktion von Indexen hinsichtlich der Gefährdungen der Integration berücksichtigt, stellen sich insbesondere hinsichtlich der sozialstrukturellen Dimension der Integration Zusammenhänge ein. Sowohl für Aussiedler-Jugendliche als auch für deutsche Jugendliche lässt sich dann sagen: Je mehr Gefährdungen sich in den Jahren 2001 bis 2003 einstellten, desto geringer war die Zurückweisung negativer Einstellungen gegenüber türkischen Jugendlichen im Jahre 2003. Jugendliche, die also dauerhaft in ihrer positionalen Anerkennung bedroht sind, stemmen sich tendenziell weniger stark gegen die Meinung, dass türkische Jugendliche Vorteile hätten und dass man sich vor einer Ressourcenteilung mit ihnen fürchten müsse. Insgesamt zeigte sich also, dass Aspekte der Integration in die bundesrepublikanische Gesellschaft von zugewanderten und einheimischen Jugendlichen, die sich in dem wichtigen Lebensabschnitt im Alter von 16 bis 19 Jahren befinden, dazu beitragen, ob sich Vorurteile gegenüber in Deutschland lebenden türkischen Jugendlichen ausbilden können.
Stichworte
Deutschland , Vorurteil , Aussiedler , Einheimischer , Integration , Jugend , Längsschnittuntersuchung , Strukturgleichungsmodell , Fremdenfeindlichkeit gegenüber türkischen Jugendlichen , Migration , Desintegrationsansatz , Anerkennung , IKG-Jugendpanel , Xenophobia towards Turkish adolescents , Youth , Migration , Theory of social disintegration , Structural equation modeling
Jahr
2006
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2305897

Zitieren

Babka von Gostomski C. In Vorurteilen gegenüber türkischen Jugendlichen vereint?. Bielefeld (Germany): Bielefeld University; 2006.
Babka von Gostomski, C. (2006). In Vorurteilen gegenüber türkischen Jugendlichen vereint?. Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Babka von Gostomski, Christian. 2006. In Vorurteilen gegenüber türkischen Jugendlichen vereint?. Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Babka von Gostomski, C. (2006). In Vorurteilen gegenüber türkischen Jugendlichen vereint? Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Babka von Gostomski, C., 2006. In Vorurteilen gegenüber türkischen Jugendlichen vereint?, Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
C. Babka von Gostomski, In Vorurteilen gegenüber türkischen Jugendlichen vereint?, Bielefeld (Germany): Bielefeld University, 2006.
Babka von Gostomski, C.: In Vorurteilen gegenüber türkischen Jugendlichen vereint? Bielefeld University, Bielefeld (Germany) (2006).
Babka von Gostomski, Christian. In Vorurteilen gegenüber türkischen Jugendlichen vereint?. Bielefeld (Germany): Bielefeld University, 2006.
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