Auf der Suche nach Sicherheit und Gemeinschaft : die Wirtschaft der Frauen in Harare, Simbabwe

Schneider G (2000)
Bielefeld (Germany): Bielefeld University.

Bielefelder E-Dissertation | Deutsch
 
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Autor*in
Schneider, Gerlind
Gutachter*in / Betreuer*in
Alternativer Titel
Searching for security and community : women's economy in Harare, Zimbabwe
Abstract / Bemerkung
This PhD dissertation investigates which strategies women apply in order to adapt to, cope with, and even to transform their activity fields in a gendered economy, and what development agencies can do in order to support and not endanger women's livelihood strategies. In detail, it is studied, how women combine their resources in subsistence and market production, how they use their social networks to intertwine social and economic orientations, what forms of articulation between informal and formal sectors in a globalized economy they develop, and how they tackle constraints and opportunities of a liberalizing market. The concept of women's economy is developed out of a perspective at the economy as being embedded in gendered social structures (Lachenmann). Economic action is seen as a form of social action, which is socially situated and carried out in economic institutions which are socially constructed (Swedberg/Granovetter). Applying this perspective to the concept of women's economy offers new insights: Women's economic action as a form of social action can be shown as crossing through the common distinctions of economic and/or social sectors, such as reproduction and production, subsistence and market production, combining individual and cooperative orientations in their institutions. Thus, those activities which are not directly market-oriented and which are often referred to as "invisible" are included in the picture. The production of livelihood is embedded in social relationships which are means and ends of their economic relationships. Women's economic action is guided by rationalities, which include providing for subsistence as well as maximizing monetary or other benefits, such as social capital by caring for family members and by keeping a social security network intact. Market rationality and elements of moral economy are closely combined. Household and family work is the heart of subsistence economy. The household is the centre of reproduction of labour, livelihood production and production of social security, thereby subsidizing the market economy. Household and family are fluid entities with links of cooperation and exchange between urban and rural family networks. The household is a field of negotiation, ruled by cooperative conflicts regarding access to and distribution of resources, which is determined by gendered division of labour. Extended family ties are an important area of women's cooperation in subsistence and market production. Female security networks in the extended family seem to be very strong, although they are burdened by the impact of economic destabilisation. Mutual support is given between mothers, aunts, daughters, sisters in terms of child care, money, business contacts, marketing and emotional support. The neighbourhood in the township and a variety of social clubs and communities are female spaces in which women act and connect. The organisation of new social networks is an important security strategy of women which they use to counteract the loss of traditional social security. Market production of women is based on the embeddedness of economic activities in social networks. Access to resources such as capital, raw materials, labour, skills, information and markets is channelled through social networks. Small business groups are but one form of economic cooperation; there are also strategic and flexible combinations of individual and cooperative production. The combination of various market activities serves as a strategy of risk minimizing. Development cooperation and economy can promote women's economy by supporting the need for subsistence and social security and by respecting gendered spaces in market production. At the policy level, women's networks as organisations of civil society have to be supported in their work against women's discrimination and for gender justice.

Die vorliegende Dissertation untersucht, wie Frauen in Harare, Simbabwe, wirtschaften, um das Auskommen ihrer Familien und ihre soziale Sicherheit in Gemeinschaft zu gewährleisten. Das soziale und wirtschaftliche Handeln von Frauen in der Verflechtung von Subsistenz- und Marktproduktion quer zu den üblichen Unterteilungen von Wirtschaftssektoren ist Gegenstand der Analyse. Aktivitäten in Haushalt und Familie ebenso wie in der Nachbarschaft und in Frauengruppen werden dabei gleichberechtigt neben marktorientierten Tätigkeiten betrachtet; die Verflechtungen werden nachgezeichnet, die die Frauen im ständigen Austausch von Ressourcen zwischen den Handlungsfeldern vollziehen. In der Entwicklungszusammenarbeit wie auch in den landläufigen Wirtschaftstheorien wird die Arbeit von Frauen in der Versorgungsökonomie und in Netzwerken sozialer Sicherheit als scheinbar unsichtbar ausgegrenzt und ihre Arbeit in der Marktproduktion oft unterschätzt. Das der vorliegenden Untersuchung zugrundeliegende Konzept der Frauenökonomie (Lachenmann) nimmt den Subsistenz-Ansatz der Bielefelder EntwicklungssoziologInnen und konzeptionelle Entwicklungen der Neuen Wirtschaftssoziologie in einer geschlechterdifferenzierenden Perspektive auf. Ökonomisches Handeln wird als eine Form sozialen Handelns betrachtet, das in soziale Beziehungen eingebettet ist und diese immer wieder neu konstituiert (Swedberg/Granovetter). Ebenso wie die soziale Einbettung wirtschaftlichen Handelns auf der Mikroebene geschlechtsspezifisch konstruiert ist, ist die Frauenökonomie auf der Makroebene in die geschlechtsspezifisch strukturierte Wirtschaft eingebettet. Haus- und Familienarbeit, Verwandtschaft, Nachbarschaft und Markt sind wirtschaftliche Handlungsfelder von Frauen, in denen sie die Versorgung und soziale Sicherheit sicherstellen und Produkte für den Markt herstellen. Empirische Grundlage der Untersuchung sind Berichte und Informationen von dreißig Frauen in Harare, Simbabwe. Die Haus- und Familienarbeit ist das Herz der Versorgungsökonomie: Der Haushalt ist Ort der Reproduktion und der Subsistenzproduktion als Produktion von Arbeitskraft, Versorgung und Herstellung sozialer Sicherheit, aber auch als Subventionierung des Lohnarbeitssektors. In Simbabwe sind die Grenzen des Haushalts fließend: Austauschbeziehungen zwischen städtischen und ländlichen Familienteilen sind weit verbreitet. Der Haushalt ist ein geschlechtsspezifisch strukturiertes Arbeitsfeld und ein Aushandlungsfeld, in dem Kooperation und Konflikt den Zugang zu Ressourcen und ihre Verteilung bestimmen. Innerhalb der Verwandtschaft sind Arbeitsleistungen von Frauen Bestandteile langfristig angelegter Kooperationsbeziehungen. Auch wenn sie im Kontext der Destabilisierung der Lebensverhältnisse immer einseitiger belastet werden, dienen die Beziehungen gegenseitiger Hilfe zwischen weiblichen Verwandten dem Erhalt von Netzwerken sozialer Sicherheit. In der Nachbarschaft als Handlungsraum neuer sozialer Netzwerke bauen Frauen wirtschaftliche Beziehungen auf, indem sie sich in Sparclubs (ROSCA's) engagieren, geschäftliche Beziehungen und Freundschaften pflegen und Freundinnen in verwandtschaftliche Funktionen einbeziehen, etwa in der Kindererziehung. Die Marktproduktion von Frauen basiert entscheidend auf der Einbettung des wirtschaftlichen Handelns in soziale Netzwerke. Der Zugang von Frauen zu Ressourcen wie Kapital, Rohstoffen, Arbeitskraft, Fertigkeiten, Informationen, Märkten etc. vermittelt sich über ihre Einbindung in soziale Netzwerke. Die Kleingewerbegruppe ist nur eine Form der wirtschaftlichen Kooperation; daneben werden Kombinationen individueller und gemeinschaftlicher Produktion und flexible Beziehungen der Zusammenarbeit gepflegt. Die Kombination verschiedener Marktaktivitäten dient der Risikominderung. Die Entwicklungspolitik kann die Frauenökonomie fördern, indem sie die Prioritäten der Subsistenz und der sozialen Sicherheit mit angemessenen Maßnahmen fördert und geschlechterdifferente Handlungsräume in der Wirtschaft respektiert. Gleichzeitig sollte die Entwicklungszusammenarbeit Frauennetzwerke als Organisationen der Zivilgesellschaft in ihrer Arbeit gegen Frauendiskriminierung und für Geschlechtergerechtigkeit unterstützen.
Stichworte
Harare; Marktproduktion; Frau; Familie; Wirtschaftliches Verhalten; Soziale Sicherheit; Simbabwe; Frauenökonomie; Geschlechterbeziehung; Soziale Netzwerke; Geschlechtsspezifische Wirtschaft; Schattenwirtschaft; Women's economy; Social networks; Gendered economy
Jahr
2000
Page URI
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2305548

Zitieren

Schneider G. Auf der Suche nach Sicherheit und Gemeinschaft : die Wirtschaft der Frauen in Harare, Simbabwe. Bielefeld (Germany): Bielefeld University; 2000.
Schneider, G. (2000). Auf der Suche nach Sicherheit und Gemeinschaft : die Wirtschaft der Frauen in Harare, Simbabwe. Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Schneider, Gerlind. 2000. Auf der Suche nach Sicherheit und Gemeinschaft : die Wirtschaft der Frauen in Harare, Simbabwe. Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Schneider, G. (2000). Auf der Suche nach Sicherheit und Gemeinschaft : die Wirtschaft der Frauen in Harare, Simbabwe. Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
Schneider, G., 2000. Auf der Suche nach Sicherheit und Gemeinschaft : die Wirtschaft der Frauen in Harare, Simbabwe, Bielefeld (Germany): Bielefeld University.
G. Schneider, Auf der Suche nach Sicherheit und Gemeinschaft : die Wirtschaft der Frauen in Harare, Simbabwe, Bielefeld (Germany): Bielefeld University, 2000.
Schneider, G.: Auf der Suche nach Sicherheit und Gemeinschaft : die Wirtschaft der Frauen in Harare, Simbabwe. Bielefeld University, Bielefeld (Germany) (2000).
Schneider, Gerlind. Auf der Suche nach Sicherheit und Gemeinschaft : die Wirtschaft der Frauen in Harare, Simbabwe. Bielefeld (Germany): Bielefeld University, 2000.
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